Noch Zeit zum Umdenken?
Vortrag im Plenarsaal
des
Landtags von Baden-Württemberg
10. März 2000
Veranstalter Fraktion
Die Republikaner
Streitthema Islam - Noch Zeit zum Umdenken?
Das Thema Islam führt immer wieder
zu Diskussionen, die selten sachlich geführt werden und daher kaum
der Aufklärung dienen können.
Dies gilt gleichermaßen für
jene, die pauschale Islamfeindbilder schaffen, als auch für jene,
die eine sichtbare Problematik der europäischen Großstädte
verkennen oder leugnen nach dem Motto „was nicht sein darf...“
Mittlerweile ist diese Diskussion jedoch keineswegs mehr nebensächlich, sondern drängt sich in die Tagesordnung der Tagespolitik, beispielsweise durch sogenannte „Kopftuchdebatten“ oder durch das Reizthema „Islam-unterricht“.
Der Islam ist
heute keineswegs ein Thema, das globalstrategisch auf traditionell islamische
Weltteile begrenzt bleibt.
Durch den demographischen Wandel und durch
die Gegenwart von Millionen Moslemen ist der Islam mittlerweile ein Thema
der europäischen Großstädte.
Die folgende Analyse befasst sich mit
dieser Realität aus strategischer Sicht und beschränkt sich auf
die wissenschaftliche Sachlage.
RELEVANTE
EIGENSCHAFTEN
DES ISLAM
Die meisten Diskussionen befassen sich
inhaltlich mit dem Islam und versuchen, den Toleranzwert dieser Religion,
also die Toleranz des Islam gegenüber
anderen Religionen aus eigener Sicht zu bewerten.
Tatsächlich werden in solchen Diskussionen
viele Aspekte aus dem Auge verloren. Das gilt gleichermaßen für
die Islamkritiker wie auch für die Befürworter der multikulturellen
Gesellschaft.
Reduziert auf einige Kernaspekte können
somit folgende Stichpunkte zum Thema zusammengefasst werden:
1. Der
Islam ist nicht homogen
und kann daher keineswegs als Monolith
betrachtet bzw. pauschal beurteilt werden. Es gibt dort ebenso unterschiedliche
konservative und progressive Kräfte wie in allen anderen Religionen,
Gesellschaften oder Zivilisationen. Selbst jene, die unterschiedliche Denkströmungen
im Islam anerkennen und beispielsweise zwischen Sunniten und Schiiten unterscheiden,
vergessen oftmals die noch vielfältigeren ethnokulturellen
Strömungen.
So bekämpfen sich ethnische Gruppen
innerhalb des islamischen Zivilisationsgebildes ebenso stark wie anderswo
in der Welt.
Tatsächlich zerbröckelt das
Feindbild Islam teilweise an dessen weiterer Ethnisierung seit Ende des
Kalten Krieges.
Betrachtet man beispielsweise die Entwicklung
in Afghanistan oder im Kurdenkonflikt,
so spielen ethnische Loyalitäten die bedeutendste Rolle.
Denn Islam als Religion ist nur ein
Bestandteil der kollektiven Identität der Völker, wie
auch das Christentum als Bestandteil der kollektiven Identität der
europäischen Völker betrachtet werden kann.
Als Beispiel diene nicht zuletzt die Unfähigkeit
der islamischen Fundamentalisten, sich in Krisenherden wie Bosnien
oder im Kosovo zu etablieren. Vor allem die augenscheinliche Religionsapathie
der Kosovo-Albaner dient hier als Beispiel für die Tatsache, dass
der Islam auch seine Grenzen hat.
Seine Auswirkungen und Einflüsse
müssen daher anhand seines Stellenwertes im allgemeinen Wertesystem
beurteilt werden.
Trotzdem behält, so Basam
Tibi, der Islam eine gewisse Konsensfähigkeit in Konflikten
mit anderen Zivilisationsgebilden wie auch eine kollektive Wahrnehmung
vom Weltgeschehen.
Als Beispiele seien der Golfkrieg oder
der schleppende „Bruchlinienkonflikt“ auf dem Balkan genannt.
Basam Tibi betont dabei, dass die Gegenwart
von Truppen aus islamischen Ländern an der Seite Westalliierter Streitkräfte
und der anti-Saddam Hussein Allianz nichts an der Tatsache ändert,
dass die breite moslemische Bevölkerung der Welt dieses trotzdem als
einen „Kreuzzug“ betrachte.
Ob diese Ansicht sich durch das Engagement
des Westens für die überwiegend moslemische Kosovo-Albaner geändert
hat, ist schwer zu beurteilen.
Demnach gibt es so etwas wie eine islamische Weltanschauung bzw. eine kollektive Identität und damit Erklärungsmuster, die es erlauben von „dem Islam“ zu sprechen, genauso wie allgemein von „dem Christentum“ gesprochen wird. Bemerkenswert ist hierbei die Tatsache, dass der Islam seine internen Glaubenskriege – wie beispielsweise gegen die Ahmadis – nach wie vor mit Gewalt austrägt, während das Christentum sich zur religiösen Toleranz hin entwickelt hat.
2. Der
Islam ist eine Religion, die durchaus einen Sinn für Ordnung predigt.
Der Islam verfügt ferner über
Werte, die mit dem christlichen Wertesystem viele Übereinstimmungen
zeigen. Theologische Übereinstimmungen gibt es auch bezüglich
der Überlieferungen.
Das wird allerdings nicht der Schwerpunkt
dieser Analyse sein.
Islamische Gruppen sind beispielsweise
besonders aktiv in freiwilligen Bewegungen, die sich intensiv mit gesellschaftlichen
Problemen befassen. In vielen Städten islamischer Länder bieten
diese Sozialdienste und damit Rückhalt,
welche die der offiziellen Staatstrukturen in Qualität übertreffen.
Auch zu Themen wie
Gewalt und Kriminalität bemühen
sich islamische Gruppen um Lösungen.
Grundsätzlich hat der Islam jedoch einen anderen Ansatz und ist nicht humanistisch, wie das moderne Christentum, sondern dezidiert fatalistisch und politisch. Einige sprechen hier von einer "Illusion der Vereinbarkeit des Unvereinbaren", die bei vielen Europäern zu einer Fehleinschätzung der islamischen Dynamik führt.
3. Der Islam bemüht
sich, wie die meisten Religionen, gesellschaftlichen Konflikt generell
zu regulieren bzw. zu strukturieren.
Er predigt keineswegs die willkürliche
Gewalt, ist jedoch im Gegensatz zum modernen christlichen Glauben kaum
an irgendwelchen humanistischen oder pazifistischen Prinzipien gebunden.
Gewalt als Mittel, sei es zur Strafe oder
gegen externe Gegner, ist keineswegs Tabu.
Für fundamentalistische Strömungen
dieser Religion ist dies gar ein legitimes Mittel zu dessen Verbreitung
(Siehe Punkt 5).
Hier geht es weniger darum, einen historischen
Vergleich zwischen christlichen und moslemischen Übergriffen zu treffen.
Vielmehr ist der Hinweis wichtig, dass
christliche Kritiker des Machtmissbrauches wie beispielsweise der Inquisition,
sich immer wieder auf einen pazifistischen Jesus Christus als Vorbild berufen
konnten.
Demgegenüber verfügt der Islam
über einen „Geburtsfehler“ (Rolf Stolz): das Fehlen der pazifistischen
bzw. humanistischen Grundlage.
4. Islamische
Gesellschaften und Staaten stellen sich im wesentlichen dadurch heraus,
dass sie bisher keine dauerhaft demokratischen Institutionen, geschweige
denn Regierungen hervorbringen konnten.
Dazu gehört auch, dass islamische
Diasporagemeinden oder ethnoreligiöse Bevölkerungssegmente nirgendwo
an Demokratisierungsprozessen oder
Emanzipationsbemühungen für Individuen maßgebend beteiligt
sind, sondern sich lediglich in den jeweiligen Gastländern um politische
Kollektivrechte bemühen.
Themen zum Individualrecht oder dem Schutz
von Minderheiten sind selten auf der Tagesordnung islamischer Bewegungen
vorzufinden, zumindest nicht im humanistisch-westlichen Sinne.
Es bestehen weder internationale Friedensbewegungen
noch kommen irgendwelche andere pazifistische Impulse aus islamisch geprägten
Weltteilen.
Allein diese Tatsache sollte in der Beurteilung
Islams zumindest als bemerkenswert betrachtet werden. Darin liegt nämlich
der wichtigste, auf Werte bezogene Unterschied zwischen dem christlichen
Abendland und dem Islam.
5. Die
Legitimität von gezielter Gewalt im Islam steht der generellen Ablehnung
von Gewalt im modernen Christentum gegenüber.
Beurteilt man den Einfluß des Christentums
auf die Entwicklungen in Europa, so erkennt man vor allem wertebezogene
Aspekte wie Toleranz und Humanismus. Daraus entstanden Demokratieverständnis
und Auffassungen zum Thema Menschenrechte,
die in dieser Form anderswo in der Welt nicht vorzufinden sind.
Die direkte Auswirkung eines pazifistischen
Christentums war hauptsächlich auf die gesellschaftlichen Werte konzentriert
und daher sichtbar, indem sie nicht zuletzt konfliktregulierende – bzw.
hemmende Folgen hatte.
Religion dient weltweit generell zur moralischen
Legitimation von Verhaltensformen. Religion wirkt sich massiv auf die Wertesysteme
von Gruppen aus.
Wo westliche Gesellschaften „Gott“ und
„Staat“ teilen, und das Christentum sich, vereinfacht gesprochen, von der
mittelalterlichen Inquisition zum pazifistischen Humanismus wandelte, ist
dies in islamisch regierten Ländern so nicht der Fall.
Trotz der ideologischen Konflikte des
20. Jahrhunderts, insbesondere der beiden Weltkriege, sind westliche Länder
zumindest schon seit dem westfälischen Frieden 1648 strukturell und
kontinuierlich mit Konfliktschlichtung bzw. Reduzierung befaßt. Das
Christentum betont immer wieder „Frieden auf Erden“ und bezieht dies gleichermaßen
auf Konflikte innerhalb des Christentums, beispielsweise die Weltkriege,
als auch außerhalb bzw. vis a vis anderer Werte- bzw. Zivilisationsgebilde
und der Menschheit im allgemeinen.
Demgegenüber
steht die Realität, daß andere Wertegemeinschaften die Begriffe
„Krieg“ und „Frieden“ anders definieren bzw. einen anderen Sinn in diese
wertespezifische Begriffe hineinlesen.
Der Islam definiert „Krieg“
(„Harb“) als eine Handlung, die von außen auf die islamische
Welt ausgeführt wird. Für die eigene Gewaltausübung
mit dem Ziel der Verbreitung des Islams
wird euphemistisch der Begriff „Öffnung“(„Futuhat“)
verwendet.
Militärische Mittel wurden in islamischen
Ländern zwischen 1928 und 1979 in 53,5% aller Krisen angewandt, während
im Vergleich dazu diese Quote in westlicher Ländern um mehr als die
Hälfte
weniger ist.
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts sind Mosleme
in ungefähr 75% aller Kriege zwischen Kulturkreisen verstrickt, obwohl
sie nur 20% der Weltbevölkerung ausmachten. Außerdem
sind islamische Staaten durch ihre Gesetzgebung und innere Ordnung keineswegs
vergleichbar mit den westlichen Demokratien, in denen sogar Gewalt gegen
Gewalttäter nicht als legitim betrachtet wird.
Öffentliche Hinrichtungen oder Verstümmelung
als Strafe für kriminelles Verhalten sind in westlichen Gesellschaften
nicht mehr Bestandteil der Rechtssprechung.
Wichtiger scheint jedoch die Tatsache,
daß diese Art von „Gerechtigkeit“ auch kaum noch der öffentlichen
Rechtsauffassungen der westlichen Gesellschaften entspricht.
6. Der
Islam ist eine politische Religion, die nicht im „Seelenwettbewerb“ mit
anderen Religionen steht, sondern durchaus auch konkrete Expansionsziele
auf realpolitischem Weg verfolgt.
Dabei ist es schlußendlich irrelevant,
inwiefern der Islam dabei erfolgreich oder nicht erfolgreich war und ist.
Relevant ist, inwiefern radikaler Islam
diesen Zielsetzungen zukünftig und mit welchen Mitteln nachstreben
wird.
So war es beispielsweise für die
Ureinwohner der amerikanischen Kontinente letztendlich wenig Trost, das
es außer den Puritanern und katholischen Conquistadores auch noch
die Quäker gab.
Im Endresultat war das Christentum als
Wertesystem mit den Wertevorstellungen der vielen nterschiedlichen Kulturen
der „neuen Welt“ nicht kompatibel und trug zu deren Untergang bei. Das
damalige politische Christentum war ebenso wenig homogen.
Seine weichen oder moderateren Versionen
konnten jedoch den Ureinwohnern keine Zukunftsperspektive bieten, in der
die Vernichtung deren eigener Kultur zu vermeiden gewesen wäre.
Daher ist der Islam als Integrationsvorschlag,
egal in welcher Form, nicht vereinbar mit den individualistisch-humanistischen
Grundsätzen der westlichen Wertegemeinschaft.
Hingegen eignet sich der Islam sehr wohl
für Täuschungen in einer Gastgesellschaft mit dem Ziel der Förderung
islamischer Interessen.
Diese auch als „Tagiya“
bekannte religiöse Verstellung und Täuschung, erschwert für
Außenstehende die wahren Absichten des Islam, seine tatsächliche
politische Zielsetzungen zu ergründen.
Bis Ende der Achtzigerjahre betrachteten
islamische Gruppen Westeuropa nicht als Gebiet des Islam (Dar-al-Islam).
Sie tun dies aber inzwischen sehr aktiv.
Das bedeutet
aus Sicht der Mosleme, daß sie nunmehr einen Anspruch erheben dürfen,
nach den Regeln der Scharia
zu leben.
Daraus entsteht in der Praxis die Entwicklung
zu islamischen Räumen. Das mögen anfangs Straßenzüge
oder Wohngebiete sein, die aber zu Regionen und gar zu einem Staat im Staat
wachsen können.
Zusammengefaßt heißt dies:
es besteht
zwischen dem Islam und dem europäischen Christentum eine auf entwicklungspolitischen
Faktoren beruhende Diskrepanz.
Diese zeigt auf eine kulturelle Inkompatibilität
bezüglich der folgenden grundsätzlichen Werte:
Das klassische Vermächtnis europäischer Zivilisationen wie beispielsweise griechische Philosophie und Rationalismus, römisches Recht, Latein und einheitliche Werterichtlinien durch das Christentum. Aspekte wie Eigentumsrechte und kulturelle Auffassungen von Recht und Unrecht sind innerhalb Europas weitgehend übereinstimmend.
Westliches Christentum und die politischen
sowohl als auch intellektuellen Folgen seiner Dynamik. Die Entwicklung
zur Renaissance und der Aufklärung gaben Europa die Fähigkeit,
geistiges und kulturelles „Kapital“ zu bündeln und von Dogma zur Offenheit,
von Feudalherrschaft zur Demokratie, von Menschenverachtung zu Menschenrechten
zu entwickeln.
Es ist kein Zufall, daß es ausschließlich
im Westen zum breiten Demokratiestreben, Emanzipation bestimmter Bevölkerungssegmenten
und nicht zuletzt die Bekämpfung von Sklaverei kam. Nirgendwo anders
in der Welt wurde Moral stärker
geprägt als im christlich-abendländischen Kulturraum, auch wenn
der dort vorgefundene Kulturrelativismus und selbstkritischer Pessimismus
dies selten zu erkennen scheint.
Teilung zwischen geistlicher und säkularer
Macht bzw. zwischen Kirche und Staat.
Die Teilung von Autorität zwischen
„Gott und Cäsar“ ist bei islamischen Strömungen keineswegs so
deutlich abgegrenzt, wie dies im Westen der Fall ist.
Auch wenn nicht jeder islamische Staat
einem iranischen Revolutionsstaat gleicht, so sind die religiösen
Einflüsse bzw. das Streben nach einer theokratischen Ordnung ein besonderer
Schwerpunkt islamischer Bewegungen.
Rechtsstaatlichkeit
des Westens als zentrale Säule des zivilisierten Zusammenlebens.
Diese Rechtsstaatlichkeit beschränkt
willkürlichen Mißbrauch von Macht, legt den Grundstein für
das Respektieren von Menschenrechten, zementiert Eigentumsrechte und sichert
das mehr oder wenige freie Entfalten des Individuums.
Sozialer Pluralismus
und die Zivilgesellschaft bestehen
im christlichen Abendland, wenn auch mit Unterbrechungen und vielen zeitlich
beschränkten Entgleisungen, schon seit tausend Jahren.
Soziale Mobilität wird hier schon
seit langer Zeit nicht mehr ausschließlich durch Verwandtschaft oder
religiöse Bestimmungsfaktoren bestimmt.
Repräsentative Strukturen wie Parlamente sind im Selbstverständnis der Bevölkerung verankert. Dies ist sichtbar im allgemeinen Verständnis und dem daraus resultierenden Respekt für die parlamentarische Demokratie.
Der Individualismus
ist ein evolutionäres Produkt einer Kombination der hier genannten
Faktoren und eine besondere Entwicklung des christlichen Abendlandes. Außerhalb
dessen Grenzen wird nicht im gleichen Maße individuell gedacht und
gehandelt.
Vielmehr sind kollektive Faktoren und
Interessenwahrung dort ausschlaggebend.
Dies gilt auch für islamische Gesellschaften.
Diese hier aufgezeichnete Diskrepanz schlägt sich zwangsläufig nieder in den entlang ethnokultureller und zivilisationsbedingter „Bruchlinien“ laufenden und unterschiedlichen Auffassungen bezüglich gesellschaftlicher Kernthemen wie Staats- /Demokratieverständnis.
Gleiches gilt auch für die allgemeine
Konsensfähigkeit innerhalb der mittlerweile kulturell diversen Bevölkerungen
vieler westlicher Staaten.
So fallen islamisch orientierte Staaten
überwiegend dadurch auf, daß sie nur beschränkt demokratische
Eigenschaften aufzeigen.
Kein islamischer Staat entspricht einer
westlichen
Demokratie.
Tatsächlich scheinen sie vielmehr
geprägt durch interne Konflikte zwischen fundamentalistischen Kräften
und mehr oder weniger korrupten regierenden Eliten.
Diese wollen zwar modernisieren, jedoch
kaum "verwestlichen" im Sinne der kulturspezifischen Begriffe und Auffassungen
von Menschenrechten oder individueller Freiheit, wie dies oft im Westen
erwartet wird.
Demokratie können sie sich auch nicht
leisten, da die Fundamentalisten in der Regel recht starke Wahlergebnisse
erreichen und daher durch die Wahlurne an die Macht gelangen können.
Auf sozialkultureller Ebene wachsen Anzahl
und Einfluß freiwilliger islamischer Organisationen weltweit, dies
jedoch überwiegend durch die Gegenwart eines westlichen Feindbildes
und den fortgesetzten Konflikten zwischen Fundamentalisten und den jeweiligen
Regierungen im Nahen Osten.
Wo die Wahlergebnisse der Fundamentalisten
mittlerweile abschwächen, tun sie dies oft, weil die regierenden Parteien
aus strategischen Überlegungen selbst religiöse Schwerpunkte
gesetzt haben, die den Fundamentalisten das Wasser abgraben sollen. Inwiefern
diese Strategie aufgeht, ohne daß die säkularen Staatsinstanzen
sich quasi selbst islamisieren um gesellschaftlichen Rückhalt und
politische Legitimität behalten zu können, wird sich zeigen.
Ausschlaggebend für jede zukünftige Annäherung zwischen Fundamentalisten und dem Westen ist die Kompatibilität mit dem Schwerpunktthema Demokratie und allen damit verbundenen Themen wie Menschenrechte, Todesstrafe etc.
Bisher konzentriert sich die Debatte auf die Frage, ob Demokratie und Islam generell miteinander zu vereinbaren sind.
Ohne diese Debatte hier noch einmal wiederzugeben ist es ausreichend zu bemerken, daß Historiker wie Eli Kedourie und der Orientforscher Bernard Lewis sich einig sind, daß Demokratie für islamische Gesellschaften ein Fremdbegriff ist.
Demokratie ist nicht mit den islamischen
Werten in Einklang zu bringen.
Das Gegenargument und der Versuch,
Demokratie mit „liberalem“ Islam zu verbinden, wurde von den Islamforschern
John
Esposito und John Voll in
deren Buch „Islam and Democracy“ unternommen.
Sie beschreiben eine Vielzahl sogenannter
„demokratischer Impulse“ im Islam, scheitern jedoch in der gesetzten Zielsetzung,
indem sie zugeben, daß Demokratie im westlichen Sinne nicht vorzufinden
ist.
Bedenkt man, daß zwei berühmte Islamforscher bei bestem Willen keine ausreichenden Ansätze für ein grundsätzliches Demokratieverständnis im Islam vorfinden, so scheint dies die Schlußfolgerungen der Skeptiker zu bestätigen.
Dabei geht es weniger darum, wie das ehemalige
Vorstandsmitglied der Grünen, Rolf Stolz
, zu recht schreibt, jeden Einzelnen in einer Gesellschaft auf dessen Demokratiekompatibilität
zu überprüfen.
Es geht um die Frage, ob sich ein
zahlenmäßig signifikantes Bevölkerungssegment verkraften
läßt, daß sich nicht durch Demokratieverdrossenheit sondern
durch Demokratiefeindlichkeit von dem
Rest der Bevölkerung unterscheidet.
Stolz erkennt die Notwendigkeit der klärenden
Frage „ob und unter welchen Umständen eine bestimmte antidemokratische
Auffassung koexistieren kann mit einer bestimmten Demokratie, ohne daß
letztere Schaden nimmt.“
Wäre eine Zuwanderung von kulturell kompatiblen Menschen die Realität, bei denen demokratische Werte ein integraler Bestandteil des kollektiven Selbstbewußtseins ausmacht, so würde das Verständnis und der Respekt für die Demokratie dadurch nicht in Frage gestellt. Im Falle der Süd-Nord Völkerwanderung findet jedoch ein Wertetransfer statt.
Seine herausstehenden Eigenschaften beinhalten weder die Toleranz noch die demokratischen Prinzipien der westlichen Wertegemeinschaft.
Eine zusätzliche Herausforderung stellt sich darin, daß die islamischen Parteien, egal ob gemäßigt oder radikal, sich dem strategischen Stellenwert demokratischer Methoden bewußt sind.
Die Entwicklungen der letzten Jahren zeigen
eindeutig, daß der gewaltsame Extremismus in Konfliktländern
im Nahen Osten und Nordafrika abnimmt, gleichzeitig jedoch der friedlich
politische Islam weiterhin an Zulauf gewinnt. Sicherheitsexperten sehen
darin einen neuen Schwerpunkt, eine Verlagerung der Methode und Strategie,
jedoch nicht der Zielsetzung.
Dies beruht auf der Erkenntnis, daß
die Demokratie ein erfolgversprechenderes Fahrzeug bietet als der bewaffnete
Kampf.
Wie anhand der deutschen Geschichte sichtbar ist, muß eine Partei nicht die liberale westliche Demokratie verinnerlichen, um trotzdem an die Macht zu gelangen.
Für arabische Islamisten
bedeutet der demokratische Weg gleichzeitig den Sieg des Islam.
Regierungen wie die algerische haben oftmals
in den demokratischen Prozeß eingegriffen, brachen teilweise sogar
Wahlen ab, weil ein Sieg der Islamisten befürchtet wurde. Diese, so
warnen deren Gegner, würden nach ihrem Sieg die Urnen ohnehin abschaffen
und einen Gottesstaat errichten, wie dies im Iran und Sudan der Fall sei.
Wichtig erscheint hier das Verständnis,
daß Werte wie Demokratie nur dann in andere Kulturen transferiert
werden können, wenn diese sich dafür öffnen.
Es ist eben nicht
nur eine Frage, was eine Kultur oder Zivilisation einer anderen bieten
kann, sondern auch, was die andere bereit ist, anzunehmen.
Dabei scheint es nicht ausreichend, daß
Teile der philosophisch-religiösen Grundlage des Islams sich auf tolerante
oder Menschenrechte respektierende Aspekte berufen können.
Theoretisch konnte dies auch das Christentum
im Mittelalter. In der Praxis bedarf es aber einem entsprechenden Wertesystem,
daß sich gesellschaftlich manifestiert hat. Gerade hier sollte vor
übermäßigen Erwartungen bezüglich der Fähigkeit
des Islams, sich aus einem mittelalterlichen Wertesystem in ein modernes
zu katapultieren, gewarnt werden - dies obendrein nur den Europäern
und deren Verfassungen zuliebe. Auch hier betont Rolf Stolz, daß
die Entgleisungen des christlich-abendländischen Zivilisationsgebildes
immer wieder durch berufen auf die pazifistische Botschaft von Jesus Christus
zurück auf die allgemeine „Wertespur“ gebracht werden konnte.
Im Falle Mohammed, und dessen philosophischen Ansätzen gegenüber „Ungläubigen“ und anderen Übeltätern, besteht keineswegs eine pazifistische Grundlage, auf oder von der aus eine „Aufklärung“ entstehen könnte. Ob eine „Liberalisierung“ des Islams nun zukünftig realisiert wird oder nicht, bleibe dahingestellt.
Die wichtigere
Frage ist, ob unter diesen Voraussetzungen ein Ausgleich zwischen Christen
und Moslemen im Sinne der Multikulturellen
Gesellschaft ein realisierbares Unternehmen
ist.
Für Deutschland und die EU wird
die Entscheidung bezüglich der zukünftigen Rolle des Islam auf
demographischer
Ebene fallen.
Zu erwarten sind ungefähr drei
Millionen Moslems in der Bundesrepublik zum Jahrtausendwechsel, davon 100
000 überwiegend durch Eheschließung konvertierte Deutschstämmige.
Diese Entwicklung betrifft einerseits
die Zuwanderung aus der Türkei, jedoch anderseits auch deren zukünftigen
Status als EU-Mitglied.
Die Türkei und Algerien sind die
beiden Hauptursprungsländer der in Europa seßhaften Mosleme.
Für Deutschland ist die Türkei der historisch-politische Schwerpunkt.
Es gibt durchaus eine Vielzahl wichtiger
strategischer Gründe, die türkische Regierung in ihrer Zerreißprobe
zwischen säkularem Kemalismus und islamischer Wiedergeburt zu unterstützen.
Letztendlich ist es eine Frage, ob die
Türkei auch ohne Islam zu einer europäischen Integration überhaupt
fähig und willig ist.
Denn in erster Linie ist die EU eine
Wertegemeinschaft,
die über einen Wertekonsens verfügt, der außerhalb Europas
nur in von europäischen Einwanderern geprägte Weltteilen und
Ländern vorkommt.
Trotzdem gehen von den USA und Europa
naive strategische Impulse aus, die auf dem Glauben beruhen, daß
ein israelisch-arabisches Friedensabkommen, etwas Wirtschaftshilfe und
regionale Entwicklung im Nahen Osten eine langfristig positive Ost-West
Beziehung aufbauen können.
Dies glaubt man auch von den deutsch-türkischen
Beziehungen, die den islamischen Fundamentalisten auf diese Weise sozusagen
das Wasser abgraben sollen.
Die Türken,
ungeachtet der unterschiedlichen politischen und religiösen Denkströmungen,
verfügen jedoch über eine eigene Identität, ein anderes
Wertesystem,
in dem der Islam eine zweifelsohne wichtige Rolle spielt.
Der Gedanke einer zukünftigen Integration
setzt daher eine kulturelle Kompatibilität voraus, die nicht unbedingt
gegeben ist.
Betrachtet man dies auch im Kontext der
demographischen Entwicklung in der Türkei, das heißt deren erwartetem
Bevölkerungsstand von 100 Millionen im Jahre 2020, so sollte bemerkt
werden, daß
Toleranz, wie
der Bevölkerungswissenschaftler Josef
Schmid zu recht postulierte, durch massenhaften,
unkontrollierten Gebrauch rapide schwindet.
Die fast sofortige Massenzuwanderung von fünf bis zehn Millionen Türken nach Mitteleuropa wäre die logische Konsequenz einer EU-Mitgliedschaft.
Das gilt unabhängig von der Tatsache,
daß Europa auch entwicklungspolitisch die Türkei wohl kaum verkraften
könnte.
Abmachungen, die eine solche Zuwanderung
verhindern bzw. beschränken soll, werden kaum durchführbar sein
oder aufrecht gehalten werden können. Spätestens dies würde
zu einer Destabilisierung Zentraleuropas führen.
Dabei spielt auch der Glaube, daß
ökonomischer Wohlstand alle kulturelle Unterschiede zurückdrängt
und ein erfolgreicher EU-Beitritt ausschließlich anhand der ökonomischen
Entwicklungen beurteilt werden wird, eine ausschlaggebende Rolle.
Gesetzt der Fall, daß die Türkei
durch EU-Beitritt mehr Wirtschaftswachstum erlebt, würde dies als
Erfolg bewertet werden. Dabei wird vergessen, daß wirtschaftlicher
Erfolg und enger Handel nicht als
Alternative für mangelnden Wertekonsens
dienen und keineswegs als Garantie gegen aufkeimende ethnische
Konflikte innerhalb einer solchen EU betrachtet werden kann.
So wurde der Glaube am Anfang dieses Jahrhunderts,
daß Großbritannien und Deutschland nie wieder Krieg führen
würden, weil es ihre gegenseitige ökonomische Abhängigkeit
nicht zulassen würde, durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914
erschüttert.
Konfliktforscher stehen diesbezüglich
immer wieder den wirtschaftlichen Eliten gegenüber und weisen immer
wieder vergebens auf diesen Denkfehler hin.
Es ist ein alte Erfahrung, daß „Abhängigkeit“ bzw. „Interdependenz“ nicht Konflikt verhindert, sondern geradezu erzeugt.
Diese Eliten erkennen selten, daß
Konflikt aus Reibung entsteht, und daß diese dort am stärksten
vorkommt, wo der intensivste Kontakt und eine Verzahnung der Interessen
vorgefunden wird.
Deshalb sind Staaten oft im Krieg mit
ihren wichtigsten Handelspartnern und nicht mit Ländern, mit denen
sie nicht im Wettbewerb stehen.
Ausschlaggebend sind vielmehr die Fragen
der Interessenwahrung und der kulturellen Kompatibilität.
Hat die EU daher jetzt schon Spannungen zu bewältigen, die auf kulturelle
Unterschiede zurückgeführt werden können so würde dies
durch Beitritt der Türkei um ein vielfaches erhöht werden.
Denn damit soll,
schlicht und einfach gesagt, ein ganz anderes Wertesystem sozusagen als
kultureller Fremdkörper
in die europäische Wertegemeinschaft aufgenommen werden.
Der gemeinschaftliche Nenner, nämlich
der kulturelle Grundkonsens der europäischen
Wertegemeinschaft, der mühsam und blutig im letzten Jahrhundert entstand,
fehlt der Türkei fast gänzlich.
Das heißt aber auch, selbst ohne
die EU-Dimension ist das Thema Islam eines der importierten Streitthemen
in Europa.
Zudem würde ein EU Beitritt zu einer intensivierten Bevölkerungsverschiebung führen, von den armen Regionen Vorderasiens hin zu den wirtschaftlich erfolgversprechenden Europas. Die Türkei mit einem jährlichen Geburtenüberschuß von einer Million würde zwangsläufig noch weiter als Bevölkerungsexporteur dienen. Der Zuzug der Türken nach Deutschland ist nach wie vor deutlich spürbar und würde sich um ein vielfaches intensivieren, wenn diese letzten Schranken fallen.
Integrationsbereitschaft
und – Fähigkeit nimmt bekanntlich ab wenn die kulturelle Kompatibilität
fehlt und die Anzahl der Zuwanderer steigt.
Auch ohne EU-Beitritt steigt schon
jetzt die Fähigkeit der türkischen Regierung, die Außenpolitik
des Gastlandes Deutschland durch die Mobilisierung der Diaspora-Gemeinde
zu beeinflussen.
Das Gleiche gilt für die Gegner der
türkischen Regierung, wie beispielsweise die Kurden und die Fundamentalisten.
Gewinnen diese Konflikte weiter an Intensität, so ist Deutschland
in seiner inneren Sicherheit betroffen.
Ebenso würde ein langfristiger Sieg
bzw. ein wachsender Einfluß der Islamisten in der Türkei sich
nachhaltig auf die Beziehungen zwischen Türken und Einheimischen in
Deutschland auswirken.
Dabei spielt es auch keine Rolle, daß
Fundamentalisten sich in islamischen Ländern größtenteils
als unfähig erwiesen haben, Staaten bzw. Regierungen zu übernehmen
oder kompetent zu regieren.
Ausreichend ist schon der Transfer der Konflikte, oder mittel- bis langfristig auch nur der Versuch, islamische Enklaven zu schaffen, der zu beträchtliche Einbußen im Völkerverständnis, zu Verlust an Stabilität und zur Erosion der Demokratie führen kann.
So hat der radikale Islam schon immer erfolgreich
Wege gefunden, seinen Glaubenskrieg zu internationalisieren. Militante
Islamisten, die durch Migrationswellen in Europa Fuß faßten,
werden allgemein mit der erfolgreichen Verbesserung der Koordination zwischen
unterschiedlichen islamischen Bewegungen kreditiert.
Europa bietet durch seine grundsätzliche
Toleranz die Voraussetzung für organisatorische und logistische Entfaltung
von radikalem islamischen Gedankengut.
Gleichzeitig ist die europäische Kultur durch deren zur Zeit noch intakte globale Dominanz das Ziel und das Feindbild islamischer Radikalen.
Dabei sind es vor allem die modernen und offensichtlich erscheinenden Werte des westlich-abendländischen Raumes, die den islamischen Fundamentalisten als Bestätigung für das moralisch-geistige „Verfaulen“ einer dekadenten Kultur dienen.
Es sind, wie der US Militärexperte Ralph Peters schreibt „weniger die langen Ideologien als die kurzen Röcke“ die nicht unwesentlich zur Abneigung gegenüber dem Westen beitragen. „Love Parade“ und „Baywatch" sind die Negativaushängeschilder des Westens, an denen sich andere Kulturen zum Teil orientieren, die dort den Westen definieren, die in vielen Fällen kollektive Verachtung hervorrufen.
Nicht zuletzt ist es auch der Verlust der Ideologien seit Ende des „Kalten Krieges“, die dazu beitragen, daß ehemalige Ostblock-orientierte Staatsoberhäupter wie Ghadaffi oder Hussein sich immer stärker auf den Islam als bindende Kraft berufen. Ehemals die brutalen Unterdrücker des islamischen Fundamentalismus in ihren eigenen Länder, hoffen sie nun durch eine religiöse Gratwanderung die vom Westen aufgezwungene Isolation zu sprengen.
Auch ideologisch stark geprägte Bewegungen
wie die marxistisch-kurdische PKK, werden in Zukunft zur Unterstützung
ihrer Interessen immer stärker die religiösen Dimensionen mit
ihrem jeweiligen Nationalismus verbinden.
So wurde beispielsweise in Istanbul die
bisher bei Linksextremen als „1. Mai Distrikt“ bekannte Vorstadt Ümraniye,
für die Sache der islamischen Erneuerung gewonnen.
Aus dieser Kombination Glaube und Ideologie entsteht auch eine tief verwurzelte Brückenkopfmentalität unter den moslemischen Diaspora-Gemeinden Europas.
Diese wird sich mittelfristig auf
die Stabilität der Gastländer auswirken.
All das mit einer naiven kulturrelativistischen
Brille zu betrachten, ist gefährlich für die Demokratie und für
die Stabilität des Westens.
Es ist unzureichend, sich alleinig auf
die „Schlachtordnung“ der Fundamentalisten zu konzentrieren, selbst wenn
die gemäßigten Strömungen des Islams nicht über eine
grundsätzliche Wertekompatibilität verfügen, auf welcher
Integrationsstrukturen gebaut werden könnten.
Ein solcher Ansatz konzentriert sich auf
die Symptome des Problems anstelle auf die Ursachen.
Er unterschätzt
die diverse Macht eines ethnoreligiösen Denk- und Verhaltensmusters.
Positive Erkenntnisse zum Thema Islam könnten
aus strategischer Sicht auf die Tatsache beschränkt sein, daß
die internen Spannungen zwischen den jeweiligen religiösen Strömungen
eine zusammenhängende Strategie gegen die einheimische Ordnung nicht
ohne weiteres zulassen. Trotzdem werden militante Mosleme in Zukunft bestrebt
sein, größere Einheit im islamischen Zivilisationsblock gegen
externe Gegner zu schaffen.
Es ist schwierig, eine konkrete Prognose
zu machen, da die jeweiligen Gruppen sehr stark verfeindet sind und die
mangelnde Toleranz des Islams in diesem Falle dessen Gegner zugute kommt.
DIE PRAXIS: DEUTSCHLANDS ENTWICKLUNG
Während in Ländern wie dem Iran
sich nach zwanzig Jahren radikaler Islamherrschaft die Moscheen leeren
und der Ruf nach Reformen bzw. Modernisierung vor allem unter der intellektuellen
Elite immer lauter wird, ist dies unter den vielfältigen und heterogenen
islamischen Diaspora-Gemeinden Deutschlands nicht der Fall.
In Gegenwart einer immer noch dominanten
einheimischen Kultur scheint der Einfluß der militanten Islamisten
unter den drei Millionen Moslemen im Land zuzunehmen.
Gerade durch die Gegenwart zweier inkompatibler
Wertesysteme, die auf engem Raum koexistieren müssen, entstehen die
Voraussetzungen für Konflikt.
Konfliktforscher wie Chaim
Kaufmann et al sind sich mittlerweile einig, daß
besonders dicht besiedelte Gebiete an Stabilität verlieren, je näher
sich unterschiedliche Wertesysteme zueinander befinden und je intensiver
der alltägliche Kontakt.
Der alltägliche Wettbewerb um Ressourcen wie Arbeitsplätze und Sozialleistungen schafft Radikalisierung, wo unter normalen Umständen andere Prioritäten bestanden hätten, oder wo der Wettbewerb durch das gesellschaftliche Selbstverständnis und die ungeschriebenen Regeln einer kulturell homogenen Bevölkerung entschärft worden wäre.
Die Realität wird jedoch sehr stark
durch die kollektiven Denk- und Verhaltensmuster der Diasporagemeinden
geprägt, welche die Regeln der noch dominanten Kultur lediglich ertragen
oder dulden.
So stimmen in Deutschland 57% der türkischen
Jugendlichen im Alter von 15 bis 21 der These zu: „Das Türkentum
ist unser Körper, unsere Seele ist der Islam. Ein seelenloser Körper
ist ein Leichnam.“
Außerdem vertreten 41% die Ansicht,
daß Gewalt als Methode zur Durchsetzung religiöser Ziele für
sie durchaus akzeptabel wäre.
In Gebieten wie Berlin Kreuzberg bedeutet
dies mittlerweile in der Praxis, daß das Machtmonopol
des Staates in Frage gestellt wird und deutsche Ordnungshüter immer
weniger die Staatsmacht in solche Gebiete projizieren können, da sie
mittlerweile als quasi Besatzungsmacht betrachtet werden.
1998 gab es in Deutschland laut Verfassungsschutzbericht
708 Gewaltdelikte wie Brandstiftung und Körperverletzung durch Rechtsextremisten.
Dagegen gab es 783 solcher Taten seitens
Linksextremisten. Mitgliedschaft ist jedoch unter den Extremistischen Ausländerorganisationen
am höchsten mit 60 000, davon 31 000 islamische Fundamentalisten mit
258 Delikten in der oben genannten Kategorie.
Im Vergleich mit dem Anteil an der Bevölkerung sind ausländische Extremisten weit überrepräsentiert.
Abgesehen von der schon genannten Tatsache, daß die Offenheit der gesellschaftlichen und politischen Strukturen (Deutschland und Europa) vielen islamischen Organisationen als Ausweichposition dienen, spielen folgende zusätzliche Faktoren eine Rolle:
1. Das
Unterschätzen der kulturellen Bruchlinien.
Die Verwurzelung der islamischen Prinzipien
mit den kulturellen Eigenschaften der jeweiligen Völker im islamischen
Zivilisationsgebilde wird oftmals unterschätzt.
So glauben viele Multikulturalisten
an die Toleranz gegenüber dem Islam und gleichzeitig an die
Emanzipation
der Frau.
Sie sehen darin keinen Widerspruch, weil
als Ausgangsposition ein übertrieben selbstkritischer Kulturpessimismus
dient. Andere glauben wiederum, daß die Emanzipation der Frau eine
zwangsläufige Konsequenz der multikulturellen Gesellschaft ist und
sich dadurch die Diskussionen wie die „Kopftuchdebatte“ von selbst erledigen
werden.
Während zweifelsohne der kulturelle
Austausch zu Änderungen in den allgemeinen Bräuchen führen
wird, besteht in diesen Gedankengängen ein unterschwelliger, wenn
auch gut gemeinter, eurozentristischer Ansatz, der mit der Realität
nur schwer zu vereinbaren ist und der nicht die Verflochtenheit versteht
zwischen Werten und Religion.
So sind in vielen Kulturen die Frauen
keineswegs emanzipiert, verfügen jedoch über viel mehr Einfluß
als in Europa.
Außerdem empfinden nicht alle Frauen
in moslemischen Gesellschaften das Tragen eines Kopftuches als ein Abwertung
oder Unterdrückung.
Wie wir bereits am deutschen Beispiel wissen,
bestehen einige Frauen auf ihr Recht als Mosleminnen, dieses Kopftuch zu
tragen.
Offensichtlich empfinden sie dies nicht
als Symbol ihrer ungleichen Position vis a vis der Männer ihrer Gesellschaft.
Die Hoffnung vieler liberalen Europäer, daß ein Großteil
der Problematik einer multikulturellen Gesellschaft durch das Aufbrechen
von patriarchalischen Familien- und Gesellschaftsstrukturen erreicht werden
kann, beruht daher auf die fragwürdige Annahme, daß diese Strukturen
ernsthaft seitens der Frauen in Frage gestellt werden.
Tatsächlich sind es jedoch
die islamischen Aktivistinnen, die sich im Kampf gegen die säkulare
Regierung der Türkei besonders hervorheben.
Es sind die korangläubigen und
verschleierten Aktivistinnen der Wohlfahrtspartei,
die mit Ausdauer und Durchsetzungskraft die westlichen Metropolen der Türkei
politisch erobern.
Allein in der Provinz Istanbul rechnet
man mit 70 000 Refah-Aktivistinnen die auf dem „Pfade Allahs“ 600
Nachbarschaftszentren unterhalten und dadurch politisch-sozialen Einfluß
auf schätzungsweise drei Millionen Menschen ausüben.
Diese Frauen sind weder unterwürfig noch aus ungebildeten Schichten.
So waren es 2700 weibliche Lehrerinnen
in der Türkei, die durch hartnäckiges festhalten an den „Hijab“
ihre Stellen verloren.
Zahllose andere Frauen mit Bildung nehmen
ähnliche Restriktionen in Kauf, um trotzdem das Symbol der schleichenden
Reislamisierung zu tragen.
Dabei wird dies als der moderate Islam
betrachtet, denn wirkliche Extremisten, wie sie die afghanische Taleban
darstellt, haben ein generelles Ausgangs- und Berufsverbot für Frauen
eingeführt.
Auch zum Thema Gewaltbereitschaft gelten
einige wichtige kulturelle Voraussetzungen, auf die ein militanter Islam
bauen kann.
Das schon geschilderte islamische Kriegsverständnis
und, für westliche Begriffe drakonische Justizverständnis, ist
in ein kulturell-bestimmtes „Machoverhalten“
eingebettet.
So hat das Kriminologische
Forschungsinstitut Niedersachsen in einer Studie befunden, daß
türkische
Männer
gegenüber Deutschen über eine 3,5 – fache
Gewaltbereitschaft verfügen. Dies gilt auch für identische
soziale Schichten und kann durch Theorien der sozialen Benachteiligung
daher nicht erklärt werden. Der kulturelle Stellenwert von Gewalt
bietet hier die einzige Erklärung.
2. Alterstrukturen
und Bevölkerungszuwachs
der Diaspora-Gemeinden.
Diskrepanzen in der demographischen
Entwicklung, egal ob durch höhere Reproduktionsziffern
oder zusätzliche Migrationen, erhöhen das Konfliktpotential innerhalb
multikultureller Gesellschaften, indem sie bestehende konfliktregulierende
Gleichgewichte stören können.
Gruppen sehen ihre Position durch demographischen
Zuwachs oder Schwund jeweils gestärkt oder geschwächt.
Im Kosovo hat die demographische Entwicklung
seitens der albanischen Bevölkerung beispielsweise stark dazu beigetragen,
daß die Gewalt gegen die schwindende serbische Minderheit schon in
den siebziger Jahren zunahm. Ähnlich entwickelte sich die Situation
in Bosnien, wo die serbische Bevölkerung 1961 41% und 1991 nur
noch 31% ausmachte.
In beiden Gebieten machten sich die demographischen
Änderungen auch auf andere Weise bemerkbar.
Die albanischen und bosnischen Mosleme
verfügen über den sogenannten "Jugendberg" - in englischer Literatur
als „youth bulge“ bezeichnet - mit mehr als 20% der eigenen Bevölkerung
im jugendlichen Alter.
Jüngere Bevölkerungen scheinen
von Natur aus aggressiver und unruhiger zu sein.
Dies erklärt zumindest teilweise
auch die Neigung unter letztgenannten Gruppen, sich durch eine hohe Gewaltstatistik
bemerkbar zu machen.
Identisch ist auch die Situation im Nahen
Osten, wo 7,3 Kindern pro Frau in der palästinensischen Westbank
2,7 Kinder pro Frau in Israel gegenüberstehen und dadurch allein durch
ihre Präsenz eine politische Auswirkung erzeugen. 47% der Bevölkerung
ist unter 15.
Es ist fraglich, ob es ohne diese Altersstruktur
jemals eine „Intifada“ gegeben hätte.
Die Entwicklungen im Libanon, in Südafrika,
Nordirland und anderswo zeigen immer wieder, daß die politische Initiative
von jener Bevölkerungsgruppe ergriffen wird, die über die meisten
Jugendlichen zur Mobilisierung verfügt.
Diese nimmt oft in den Schulen ihren Anfang.
Das jährliche
Wachstum
der türkischen Gemeinde in Deutschland
als die größte islamische Ausländergruppe betrug in der
ersten Hälfte der Neunziger noch die Bevölkerung von fünf
Großstädten.
Letztendlich verfügen Islamisten in Deutschland über ein Jugendpotential, aus dem ein zukünftiges „Intifada“-Szenario entstehen kann, getrieben durch eine Kombination von verspätetem Nationalismus und islamischen Fanatismus.
Erscheint dies auch auf den ersten Blick als unwahrscheinlich, so dienen die Erfahrungen der Kurdenkrawalle als Beispiel.
In Hechingen zündete sich während der bundesweiten Krawalle nach der Festnahme des PKK Führers Öcalan im Februar 1999 eine 17 jährige Kurdin vor dem Rathaus an und schrie brennend „Öcalan soll weiterleben.“ Ihr Vater kommentierte den Vorfall mit „Ich bin stolz auf meine Tochter“.
Diese Mentalität einer extremen Akzeptanz von Gewalt, auch wenn nach innen gewendet, wie es bei Selbstverbrennungen der Fall ist, ist für die einheimische Bevölkerung kulturell fremd.
Hätten die moslemischen Diasporagemeinden
in Deutschland die Altersstruktur der Einheimischen, wäre eine Koexistenz
wesentlich unproblematischer, als sie zur Zeit ist.
Durch den hohen Anteil Jugendlicher unter
den Moslemen entwickelt sich ein Mobilisierungspotential, über daß
sich die deutschen Behörden noch nicht bewußt zu sein scheinen.
Dabei entsteht inzwischen ein auf Zweckoptimismus begründeter Glaube,
daß es besser sei, die gewaltbereiten türkischen Schlägertrupps
in die Disziplin des Islams und in die Tugenden des Koran einzuführen,
um sie dadurch von willkürlicher Gewalt abzuhalten.
Das hierdurch potentielle „Sturmtruppen“
für die Mullahs geschaffen werden, sei nur am Rande erwähnt.
3. Erleichterung
der Kommunikation mit den Ursprungsländern
Der technologische Fortschritt und
die Globalisierung fördert den Import von fundamentalistischen Gedankengut.
Dies wirkt sich als integrationsfeindlicher
Faktor aus, da Nachrichten und politische Entwicklungen des Ursprungslandes
besser und häufiger transferiert werden können als bisher.
Untersuchungen des Zentrums für Türkeistudien
zufolge schauen türkische Jugendliche in Deutschland via Kabel und
Satellitenfernsehen fast ausschließlich türkische Programme.
Daher wird diese Zielgruppe sehr stark
durch die Entwicklungen im Ursprungsland beeinflußt.
Für das Gastland Deutschland hat das
schwerwiegende Folgen.
Abschottung und Ghettoisierung
sind nun möglich, ohne dabei Lebensqualität zu verlieren. Ethnische
bzw. religiöse Mobilisierung wird gleichermaßen durch diese
Entwicklung erleichtert.
Ganz klare Anzeichen, daß dies
auch tatsächlich zutrifft, sind in vielen deutschen Großstädten
schon sichtbar.
Von allen ethnischen Gruppen in Deutschland
ist die Türkische am stärksten mobilisiert. Dies nicht zuletzt
auch durch die schon oben besprochene Altersstruktur, die dieser Entwicklung
dienlich ist.
4. Mangelnder
Integrationsansporn und mangelnde Integrationsfähigkeit.
Der Integrationsdruck auf die zugewanderten
Diaspora-Gemeinden ist in den meisten westlichen Ländern, doch ganz
besonders in Deutschland, verhältnismäßig klein.
Allerdings ist es fraglich, ob stärkerer
Druck seitens der Behörden die kulturelle Inkompatibilität überbrücken
könnte.
So gesteht die Berliner Ausländerbeauftragte
Barbara John ein, daß die Sprachkenntnisse
der dritten und vierten Generation der Türken in Deutschland schlechter
sind als die der zweiten Generation, während die Integrationsbemühungen
trotz staatlicher Förderungen im allgemeinen rückläufig
sind.
Die als besonders Gewaltbereit geltenden
religiösen Bruderschaften innerhalb der türkischen Diasporagemeinde
bekommen Zulauf, während islamische Geistliche offen zugeben, daß
die Bundesrepublik ihnen all jene Entfaltungsmöglichkeiten bietet,
die ihnen in der Türkei verwehrt werden.
Zudem ist oberflächliche Integration
ohnehin problematisch.
Die Unterwanderung
der Staatsorgane und gesellschaftlicher Institutionen ist nicht
nur ein Problem der Regierungen im Nahen Osten, die sich gegen Fundamentalisten
behaupten müssen.
1996 stellte sich beispielsweise heraus, daß das Kreuzberger CDU-Mitglied Erdam Taskiran, zuständig für die Mitgliederbetreuung in Kreuzberg, gleichzeitig Sprecher von Millis Görüs-Berlin war.
Die Tatsache, daß 220 000 Türken
schon die deutsche Staatsbürgerschaft erworben hatten - vor der Debatte
zur „doppelten Staatsbürgerschaft“ - geht oft in der Diskussion unter.
Besonders stark vertreten in dieser
eingebürgerten Gruppe sind die Funktionsträger der islamischen
Verbände.
All dies hat offensichtlich wenig zur
Integration beigetragen.
Die Unterwanderung von politischen Parteien
ist jedoch nur eine Dimension des Problems. Die Andere ist, daß Integrationsversuche
wie „Islamunterricht“ von vornherein
durch Fundamentalisten als Gelegenheit zur Profilierung gesehen werden
und nicht als ein „Integrationsangebot“ zur frühzeitigen Entschärfung
von potentiellen Konflikten.
So bestritt die Organisation „Islamische
Föderation“ jeglichen Kontakt zu Millis Görüs, als sie sich
vor dem Berliner Oberverwaltungsgericht 1998 das Recht erstritt, zukünftig
an Berliner Schulen Islamunterricht zu erteilen.
1999 stellte sich heraus, daß
der erste Vorsitzende der islamischen Föderation auch gleichzeitig
der zweite Vorsitzende von Millis Görüs ist.
Das Zustandekommen von sogenannten „islamisch
befreiten Zonen“ in den Großstädten ergibt sich nicht
zuletzt aus dem Bedürfnis der türkischen Diasporagemeinde, sich
im Namen der Identitätswahrung von den Einheimischen abzuschotten
und impliziert zumindest scheinbar die Vertreibung von Bürgern nicht
islamischen Glaubens aus solchen Gebieten.
Es besteht durch solche und ähnliche
Reaktionen auf Integrationsangebote die reelle Gefahr, daß Teile
unseres Landes mittel- bis langfristig eine Entwicklung zur Errichtung
alternativer Strukturen erleben werden.
Das werden Islamschulen, islamische „Räte“ und letztendlich islamische Ordnungs- bzw. Rechtstrukturen sein, mit oder ohne Zustimmung der offiziellen Staatsorgane.
Dazu kommen Überlegungen staatlicher
Organe, Ausschreitungen zu fast jedem Preis zu vermeiden, wodurch Forderungen
der Fundamentalisten schrittweise nachgegeben wird.
Denn die Alternative wäre, sich
gegen diese Entwicklung zu wehren und damit Unruhen und einer Sicherheitssituation
gegenüberzustehen, die der israelischen ähnelt.
Dazu fehlt der Bundesregierung sowohl die
Einsicht als auch der politische Wille.
In der Konsequenz riskiert sie dadurch
den Verlust des staatlichen Macht- und Gewaltmonopols.
Zu fragen ist, warum die breite westliche
Welt dieser Entwicklung nicht entgegentritt und dadurch die Radikalisierung
der Diaspora-Gemeinden indirekt fördert.
Denn die Integration säkularer Ausländer aus islamischen Ländern wird erschwert, solange diese dem Druck der radikalisierenden Diasporagemeinde hilflos ausgesetzt sind.
Das liegt auch in der fragwürdigen
Annahme des Westens begründet, daß die jeweiligen Diasporas
ohnehin durch Materialismus und langsames Verwestlichen sich vom radikalen
Islam entfernen werden.
Darin verbirgt sich eine Strategie, die
behauptet, daß die Lösung des Problems sich von selbst ergeben
wird.
In Anbetracht der wachsenden Anzahl Jugendlicher
aus den islamischen Gemeinden, die eher auf Sozialhilfe setzen als auf
materialistischen Aufstieg, scheint diese Rechnung nicht aufzugehen.
65% der männlichen
Sozialhilfeempfänger
der Altersgruppe 18 bis 24 sind mittlerweile Ausländer. Bei den 25
bis 50-Jährigen sind es 50%.
Diese Leute haben sehr viel Zeit und kollektive
Energie zum mobilisieren, wie dies in der Tat in deutschen und französischen
Großstädten zu sehen ist.
Auch Professor Dr.
Udo Steinbach und Dr. Munir Ahmad
(Deutsches Orientinstitut) bemängeln die Untätigkeit der Behörden
in ihrem Umgang mit Fundamentalisten.
Steinbach stellte es einer Fernsehsendung
zum Thema deutlich, daß mit schwerwiegenden innenpolitischen Konsequenzen
zu rechnen sei wenn es nicht gelinge, den in Deutschland gegenwärtigen
Islam von seinen radikalen Quellen in den Ursprungsländer zu trennen.
Gerade dies jedoch ist fast unmöglich,
denn der Besuch von Ausländern bei ihren Verwandten ist unmöglich
zu kontrollieren oder zu unterbinden. Lediglich die Rückführung
solcher Individuen wäre eine Möglichkeit, und dies würde
ein Machtaufgebot und politischen Willen erfordern, der in Europa keineswegs
vorhanden ist.
Die islamischen Fundamentalisten koordinieren
Ihre weltweiten Aktivitäten gerade aus einem toleranten Europa heraus,
weil hier die besten Voraussetzungen dafür bestehen.
Sie würden sich vehement wehren gegen
jegliche Versuche, ihnen diese Basis zu nehmen.
ZUSAMMENFASSUNG UND PROGNOSE
1. Der
Islam bildet eine unüberwindbare Integrationshürde
in einem multikulturellen Deutschland.
Dabei handelt es sich weniger um die Radikalisierung
einzelner Gruppen oder um deren tatsächlichen Einfluß auf die
jeweiligen Einwanderungsgruppen.
Es geht vielmehr um die Frage, ob die
Gesellschaft die fundamentale Inkompatibilität der Wertesysteme verkraften
kann, ohne dadurch ihre Stabilität einzubüßen.
Eine Intensivierung von Integrationsmaßnahmen
bietet wenig Aussichten, diese Integrationshürde zu nehmen. Zahllose
internationale Studien über die Wirksamkeit von Integrationsmaßnahmen
können dies deutlich belegen.
Konfliktforscher sagen:
Wo Integrationsmaßnahmen
benötigt werden, ist die Integration schon gescheitert.
Alle anderen Aussagen sind multikulturelle
Durchhalteparolen, die in ein anderes Zeitalter gehören.
2. Die in 1.
genannte Realität wird sich dadurch bemerkbar machen, daß
die
Ethnisierung
der deutschen Großstädte durch eine Islamisierung der türkischen
Gemeinde an zusätzlicher Komplexität dazugewinnen wird.
Dies wird gravierende Folgen für
den inneren Frieden Deutschlands und Europas haben.
Die schon sichtbaren Konflikte werden in
erster Linie innerislamisch an Stellenwert dazugewinnen, auch weil die
christlichen Kirchen durch demographische Realitäten und mangelndes
Profil sich leeren und ohnehin keinen Widerstand gegen die Islamisierung
bieten.
3. Das Konfliktpotential
der moslemischen Minderheiten ist schon jetzt enorm.
Allein die Anzahl der Extremisten ist
sehr hoch mit schätzungsweise 30 000.
Auch wenn immer wieder darauf hingewiesen wird, daß dies eine sehr kleine Minderheit der Mosleme in Deutschland ausmacht, so ist es die Auswirkung und das Gewaltpotential eher als die Zahl, die es hier zu beurteilen gilt. Es ist nicht möglich, deren Mobilisierungsfähigkeit unter der moslemischen Restbevölkerung zu messen oder mit Sicherheit vorauszusagen.
Die Frage sollte daher sein, wie viele
Menschen durch die militanten Gruppierungen aktiviert werden könnten,
oder welche terroristische Kapazität eine solche militante Minderheit
mustern kann.
Es ist eine weitverbreitete Tendenz, Konfliktpotential
fälschlich an der Anzahl der erkannten Aktivisten zu messen. Die tatsächliche
Anzahl der Aktivisten ist in den meisten Konflikten verschwindend gering.
In vielen Lageeinschätzungen wurde deren Einfluß durchgehend
unterschätzt.
Diese grundlegende Neigung zur Fehleinschätzung
ist nicht neu.
Ähnliche Entwicklungen können
historisch zurückverfolgt werden, von der Einschätzung der britischen
Regierung beim Ausbruch der amerikanischen Revolution, über die der
zaristischen Regierung vor der kommunistischen Übernahme 1917, bis
zur Einschätzung der südafrikanischen Regierung beim Ausbruch
von Unruhen 1976 und 1984.
Einige andere größere Fehleinschätzungen bieten die Beispiele der Nationalsozialisten und deren Anlauf zur Machtübernahme in Deutschland, des Viet Minh und Viet Cong in Indochina bzw. Vietnam, die iranische Revolution, Afghanistan und unzählige andere Beispiele.
Am Ende eines solchen Konfliktes sind die Sieger meistens viel populärer als anfangs gedacht und die Verlierer plötzlich allgemein verhaßt.
4. Es
besteht im Westen eine weitverbreitete Unterschätzung des Resentiments
gegen den Westen, das in islamischen Ländern tief verwurzelt ist.
Die Epoche des Kolonialismus und die Überlagerung
westlicher Macht auf militärischem, wirtschaftlichem, wissenschaftlichem,
kulturellem und technologischem Gebiet hat tiefe Spuren hinterlassen.
Der kollektive Begriff „Kreuzritter“,
der für alle Menschen aus dem Westen gilt, bestätigt das Zivilisationsgefälle
im Sinne Huntingtons, und blockiert jeden Spielraum für einen Ausgleich
zwischen Islam und dem breiten Christentum.
Eine Verschärfung dieser Situation
im globalen Sinne, hat zwangsläufig via die Diasporagemeinden eine
innenpolitische Auswirkung.
5. In Hinblick
auf Deutschlands demographische Entwicklung, das heißt Geburtenschwund
der Einheimischen und gleichzeitiges Anwachsen der islamischen Bevölkerung,
werden sich sehr starke Machtverschiebungen in den nächsten Jahren
bemerkbar machen.
Diese werden sich nachhaltig und schädlich
für den inneren Frieden und für die Völkerverständigung
auswirken.
Ein
EU-Beitritt der Türkei würde das noch beschleunigen.
In
seiner langfristigen Auswirkung ergibt sich hieraus die existentielle Frage
für die Deutschen, nämlich ob sie als Volk überleben sollen
bzw. wollen.
In Hinblick auf den Wertewandel der herrschenden
Eliten ergibt sich das geschichtliche Fazit, daß Adolf Hitler und
die Nationalsozialisten Deutschland auf dem Gewissen haben.
Die 68er jedoch tragen die deutsche
Solidargemeinschaft zu Grabe im systematischen Ethnosuizid.
QUELLENVERZEICHNIS:
wird übersendet auf Anfrage
durch die Fraktion Die Republikaner
im Landtag von Baden-Württemberg
oder an krisch@t-online.de