Streitthema Islam

Noch  Zeit  zum Umdenken?

Vortrag im Plenarsaal des
Landtags von Baden-Württemberg
10. März 2000

Veranstalter Fraktion Die Republikaner



Umfang dieser Datei: 6.700 Wörter / 47.000 Zeichen
Die Datei ist als Broschüre erhältlich von der Fraktion Die Republikaner
Die Broschüre enthält zusätzliche Literarturhinweise, die in der vorliegenden Internet-Datei nicht aufgelistet sind.
Im folgenden sind Stichworte genannt, die Ihnen helfen, durch den Text zu navigieren. Nur anklicken.
Stichwort Stichwort Stichwort Stichwort
Ahmadis Fremdkörper Konfliktpotential Sprachkenntnisse
Ahmad, Dr. Munir Geburtenschwund Krieg Stabilität
Brückenkopfmentalität Geburtenüberschuß kriminologisches Forschungsinstitut Steinbach, Dr. Udo
Bevölkerungszuwachs Ghettoisierung kulturelle Kompatibilität Stolz, Rolf
Demokratie Grundkonsens Machoverhalten Tagiya
Demokratiefeindlichkeit humanistische Grundlage Machtmonopol Tibi, Basam
Demokratisierung Individualismus Massenzuwanderung Toleranz des Islam
demographische Ebene Inkompatibilität Menschenrechte Unterwanderung
Eigenschaften des Islam innere Sicherheit Moral Verbreitung des Islam
Emanzipation Integration multikulturelle Gesellschaft Verfassungsschutzbericht
Erosion der Demokratie Integrationsbereitschaft Pluralismus Voll, John
Esposito, John Integrationsfähigkeit Rechtsstaatlichkeit Wachstum türk. Gemeinden
ethnische Konflikte Integrationshürde Reproduktionsziffer Wertegemeinschaft
Ethnisierung Integrationsmaßnahmen Scharia Wertesystem
europäische Kultur Islamschulen Schmid, Josef Wohlfahrtspartei
Expansion Islamunterricht Sozialdienste
Fehleinschätzung Kaufmann, Chaim Sozialhilfeempfänger

Streitthema Islam  -  Noch  Zeit  zum Umdenken?

Das Thema Islam führt immer wieder zu Diskussionen, die selten sachlich geführt werden und daher kaum der Aufklärung dienen können.
Dies gilt gleichermaßen für jene, die pauschale Islamfeindbilder schaffen, als auch für jene, die eine sichtbare Problematik der europäischen Großstädte verkennen oder leugnen nach dem Motto „was nicht sein darf...“

Mittlerweile ist diese Diskussion jedoch keineswegs mehr nebensächlich, sondern drängt sich in die Tagesordnung der Tagespolitik, beispielsweise durch sogenannte „Kopftuchdebatten“ oder durch das Reizthema „Islam-unterricht“.

Der Islam ist heute keineswegs ein Thema, das globalstrategisch auf traditionell islamische Weltteile begrenzt bleibt.
Durch den demographischen Wandel und durch die Gegenwart von Millionen Moslemen ist der Islam mittlerweile ein Thema der europäischen Großstädte.
Die folgende Analyse befasst sich mit dieser Realität aus strategischer Sicht und beschränkt sich auf die wissenschaftliche Sachlage.

RELEVANTE EIGENSCHAFTEN DES ISLAM

Die meisten Diskussionen befassen sich inhaltlich mit dem Islam und versuchen, den Toleranzwert dieser Religion, also die Toleranz des Islam gegenüber anderen Religionen aus eigener Sicht zu bewerten.
Tatsächlich werden in solchen Diskussionen viele Aspekte aus dem Auge verloren. Das gilt gleichermaßen für die Islamkritiker wie auch für die Befürworter der multikulturellen Gesellschaft.
Reduziert auf einige Kernaspekte können somit folgende Stichpunkte zum Thema zusammengefasst werden:

1. Der Islam ist nicht homogen
und kann daher keineswegs als Monolith betrachtet bzw. pauschal beurteilt werden. Es gibt dort ebenso unterschiedliche konservative und progressive Kräfte wie in allen anderen Religionen, Gesellschaften oder Zivilisationen. Selbst jene, die unterschiedliche Denkströmungen im Islam anerkennen und beispielsweise zwischen Sunniten und Schiiten unterscheiden, vergessen oftmals die noch vielfältigeren ethnokulturellen
Strömungen.
So bekämpfen sich ethnische Gruppen innerhalb des islamischen Zivilisationsgebildes ebenso stark wie anderswo in der Welt.
Tatsächlich zerbröckelt das Feindbild Islam teilweise an dessen weiterer Ethnisierung seit Ende des Kalten Krieges.
Betrachtet man beispielsweise die Entwicklung in Afghanistan oder im Kurdenkonflikt, so spielen ethnische Loyalitäten die bedeutendste Rolle.
Denn Islam als Religion ist nur ein Bestandteil der kollektiven Identität der Völker, wie auch das Christentum als Bestandteil der kollektiven Identität der europäischen Völker betrachtet werden kann.

Als Beispiel diene nicht zuletzt die Unfähigkeit der islamischen Fundamentalisten, sich in Krisenherden wie  Bosnien oder im Kosovo zu etablieren. Vor allem die augenscheinliche  Religionsapathie der Kosovo-Albaner dient hier als Beispiel für die Tatsache, dass der Islam auch seine Grenzen hat.
Seine Auswirkungen und Einflüsse müssen daher anhand seines Stellenwertes im allgemeinen Wertesystem beurteilt werden.
Trotzdem behält, so Basam Tibi, der Islam eine gewisse Konsensfähigkeit in Konflikten mit anderen Zivilisationsgebilden wie auch eine kollektive Wahrnehmung vom Weltgeschehen.
Als Beispiele seien der Golfkrieg oder der schleppende „Bruchlinienkonflikt“ auf dem Balkan genannt.
Basam Tibi betont dabei, dass die Gegenwart von Truppen aus islamischen Ländern an der Seite Westalliierter Streitkräfte und der anti-Saddam Hussein Allianz nichts an der Tatsache ändert, dass die breite moslemische Bevölkerung der Welt dieses trotzdem als einen „Kreuzzug“ betrachte.
Ob diese Ansicht sich durch das Engagement des Westens für die überwiegend moslemische Kosovo-Albaner geändert hat, ist schwer zu beurteilen.

Demnach gibt es so etwas wie eine islamische Weltanschauung bzw. eine kollektive Identität und damit Erklärungsmuster, die es erlauben von „dem Islam“ zu sprechen, genauso wie allgemein von „dem Christentum“ gesprochen wird. Bemerkenswert ist hierbei die Tatsache, dass der Islam seine internen Glaubenskriege – wie beispielsweise gegen die Ahmadis – nach wie vor mit Gewalt austrägt, während das Christentum sich zur religiösen Toleranz hin entwickelt hat.

2. Der Islam ist eine Religion, die durchaus einen Sinn für Ordnung predigt.
Der Islam verfügt ferner über Werte, die mit dem christlichen Wertesystem viele Übereinstimmungen zeigen. Theologische Übereinstimmungen gibt es auch bezüglich der Überlieferungen.
Das wird allerdings nicht der Schwerpunkt dieser Analyse sein.
Islamische Gruppen sind beispielsweise besonders aktiv in freiwilligen Bewegungen, die sich intensiv mit gesellschaftlichen Problemen befassen. In vielen Städten islamischer Länder bieten diese Sozialdienste und damit Rückhalt, welche die der offiziellen Staatstrukturen in Qualität übertreffen. Auch zu Themen wie
Gewalt und Kriminalität bemühen sich islamische Gruppen um Lösungen.

Grundsätzlich hat der Islam jedoch einen anderen Ansatz und ist nicht humanistisch, wie das moderne Christentum, sondern dezidiert fatalistisch und politisch. Einige sprechen hier von einer "Illusion der Vereinbarkeit des Unvereinbaren", die bei vielen Europäern zu einer Fehleinschätzung der islamischen Dynamik führt.

3. Der Islam bemüht sich, wie die meisten Religionen, gesellschaftlichen Konflikt generell zu regulieren bzw. zu strukturieren.
Er predigt keineswegs die willkürliche Gewalt, ist jedoch im Gegensatz zum modernen christlichen Glauben kaum an irgendwelchen humanistischen oder pazifistischen Prinzipien gebunden.
Gewalt als Mittel, sei es zur Strafe oder gegen externe Gegner, ist keineswegs Tabu.
Für fundamentalistische Strömungen dieser Religion ist dies gar ein legitimes Mittel zu dessen Verbreitung (Siehe Punkt 5).
Hier geht es weniger darum, einen historischen Vergleich zwischen christlichen und moslemischen Übergriffen zu treffen.
Vielmehr ist der Hinweis wichtig, dass christliche Kritiker des Machtmissbrauches wie beispielsweise der Inquisition, sich immer wieder auf einen pazifistischen Jesus Christus als Vorbild berufen konnten.
Demgegenüber verfügt der Islam über einen „Geburtsfehler“ (Rolf Stolz): das Fehlen der pazifistischen bzw. humanistischen Grundlage.

4. Islamische Gesellschaften und Staaten stellen sich im wesentlichen dadurch heraus, dass sie bisher keine dauerhaft demokratischen Institutionen, geschweige denn Regierungen hervorbringen konnten.
Dazu gehört auch, dass islamische Diasporagemeinden oder ethnoreligiöse Bevölkerungssegmente nirgendwo an Demokratisierungsprozessen oder Emanzipationsbemühungen für Individuen maßgebend beteiligt sind, sondern sich lediglich in den jeweiligen Gastländern um politische Kollektivrechte bemühen.
Themen zum Individualrecht oder dem Schutz von Minderheiten sind selten auf der Tagesordnung islamischer Bewegungen vorzufinden, zumindest nicht im humanistisch-westlichen Sinne.
Es bestehen weder internationale Friedensbewegungen noch kommen irgendwelche andere pazifistische Impulse aus islamisch geprägten Weltteilen.
Allein diese Tatsache sollte in der Beurteilung Islams zumindest als bemerkenswert betrachtet werden. Darin liegt nämlich der wichtigste, auf Werte bezogene Unterschied zwischen dem christlichen Abendland und dem Islam.

5. Die Legitimität von gezielter Gewalt im Islam steht der generellen Ablehnung von Gewalt im modernen Christentum gegenüber.
Beurteilt man den Einfluß des Christentums auf die Entwicklungen in Europa, so erkennt man vor allem wertebezogene Aspekte wie Toleranz und Humanismus. Daraus entstanden Demokratieverständnis und Auffassungen zum Thema Menschenrechte, die in dieser Form anderswo in der Welt nicht vorzufinden sind.
Die direkte Auswirkung eines pazifistischen Christentums war hauptsächlich auf die gesellschaftlichen Werte konzentriert und daher sichtbar, indem sie nicht zuletzt konfliktregulierende – bzw. hemmende Folgen hatte.

Religion dient weltweit generell zur moralischen Legitimation von Verhaltensformen. Religion wirkt sich massiv auf die Wertesysteme von Gruppen aus.
Wo westliche Gesellschaften „Gott“ und „Staat“ teilen, und das Christentum sich, vereinfacht gesprochen, von der mittelalterlichen Inquisition zum pazifistischen Humanismus wandelte, ist dies in islamisch regierten Ländern so nicht der Fall.
Trotz der ideologischen Konflikte des 20. Jahrhunderts, insbesondere der beiden Weltkriege, sind westliche Länder zumindest schon seit dem westfälischen Frieden 1648 strukturell und kontinuierlich mit Konfliktschlichtung bzw. Reduzierung befaßt. Das Christentum betont immer wieder „Frieden auf Erden“ und bezieht dies gleichermaßen auf Konflikte innerhalb des Christentums, beispielsweise die Weltkriege, als auch außerhalb bzw. vis a vis anderer Werte- bzw. Zivilisationsgebilde und der Menschheit im allgemeinen.
Demgegenüber steht die Realität, daß andere Wertegemeinschaften die Begriffe „Krieg“ und „Frieden“ anders definieren bzw. einen anderen Sinn in diese wertespezifische Begriffe hineinlesen.

Der Islam definiert Krieg“ („Harb) als eine Handlung, die von außen auf die islamische Welt ausgeführt wird. Für die eigene Gewaltausübung mit dem Ziel der Verbreitung des Islams wird euphemistisch der Begriff „Öffnung“(„Futuhat“) verwendet.
Militärische Mittel wurden in islamischen Ländern zwischen 1928 und 1979 in 53,5% aller Krisen angewandt, während im Vergleich dazu diese Quote in westlicher Ländern um mehr als die Hälfte
weniger ist.
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts sind Mosleme in ungefähr 75% aller Kriege zwischen Kulturkreisen verstrickt, obwohl sie nur 20% der Weltbevölkerung ausmachten.   Außerdem sind islamische Staaten durch ihre Gesetzgebung und innere Ordnung keineswegs vergleichbar mit den westlichen Demokratien, in denen sogar Gewalt gegen Gewalttäter nicht als legitim betrachtet wird.
Öffentliche Hinrichtungen oder Verstümmelung als Strafe für kriminelles Verhalten sind in westlichen Gesellschaften nicht mehr Bestandteil der Rechtssprechung.
Wichtiger scheint jedoch die Tatsache, daß diese Art von „Gerechtigkeit“ auch kaum noch der öffentlichen Rechtsauffassungen der westlichen Gesellschaften entspricht.

6. Der Islam ist eine politische Religion, die nicht im „Seelenwettbewerb“ mit anderen Religionen steht, sondern durchaus auch konkrete Expansionsziele auf realpolitischem Weg verfolgt.
Dabei ist es schlußendlich irrelevant, inwiefern der Islam dabei erfolgreich oder nicht erfolgreich war und ist.
Relevant ist, inwiefern radikaler Islam diesen Zielsetzungen zukünftig und mit welchen Mitteln nachstreben wird.
So war es beispielsweise für die Ureinwohner der amerikanischen Kontinente letztendlich wenig Trost, das es außer den Puritanern und katholischen Conquistadores auch noch die Quäker gab.
Im Endresultat war das Christentum als Wertesystem mit den Wertevorstellungen der vielen nterschiedlichen Kulturen der „neuen Welt“ nicht kompatibel und trug zu deren Untergang bei. Das damalige politische Christentum war ebenso wenig homogen.
Seine weichen oder moderateren Versionen konnten jedoch den Ureinwohnern keine Zukunftsperspektive bieten, in der die Vernichtung deren eigener Kultur zu vermeiden gewesen wäre.
Daher ist der Islam als Integrationsvorschlag, egal in welcher Form, nicht vereinbar mit den individualistisch-humanistischen Grundsätzen der westlichen Wertegemeinschaft.
Hingegen eignet sich der Islam sehr wohl für Täuschungen in einer Gastgesellschaft mit dem Ziel der Förderung islamischer Interessen.

Diese auch als  „Tagiya“ bekannte religiöse Verstellung und Täuschung, erschwert für Außenstehende die wahren Absichten des Islam, seine tatsächliche politische Zielsetzungen zu ergründen.
Bis Ende der Achtzigerjahre betrachteten islamische Gruppen Westeuropa nicht als Gebiet des Islam (Dar-al-Islam). Sie tun dies aber inzwischen sehr aktiv.
Das bedeutet aus Sicht der Mosleme, daß sie nunmehr einen Anspruch erheben dürfen, nach den Regeln der Scharia zu leben.
Daraus entsteht in der Praxis die Entwicklung zu islamischen Räumen. Das mögen anfangs Straßenzüge oder Wohngebiete sein, die aber zu Regionen und gar zu einem Staat im Staat wachsen können.

Zusammengefaßt heißt dies:
es besteht zwischen dem Islam und dem europäischen Christentum eine auf entwicklungspolitischen Faktoren beruhende Diskrepanz.
Diese zeigt auf eine kulturelle Inkompatibilität bezüglich der folgenden grundsätzlichen Werte:

Das klassische Vermächtnis europäischer Zivilisationen wie beispielsweise griechische Philosophie und Rationalismus, römisches Recht, Latein und einheitliche Werterichtlinien durch das Christentum. Aspekte wie Eigentumsrechte und kulturelle Auffassungen von Recht und Unrecht sind innerhalb Europas weitgehend übereinstimmend.

Westliches Christentum und die politischen sowohl als auch intellektuellen Folgen seiner Dynamik. Die Entwicklung zur Renaissance und der Aufklärung gaben Europa die Fähigkeit, geistiges und kulturelles „Kapital“ zu bündeln und von Dogma zur Offenheit, von Feudalherrschaft zur Demokratie, von Menschenverachtung zu Menschenrechten zu entwickeln.
Es ist kein Zufall, daß es ausschließlich im Westen zum breiten Demokratiestreben, Emanzipation bestimmter Bevölkerungssegmenten und nicht zuletzt die Bekämpfung von Sklaverei kam. Nirgendwo anders in der Welt wurde Moral stärker geprägt als im christlich-abendländischen Kulturraum, auch wenn der dort vorgefundene Kulturrelativismus und selbstkritischer Pessimismus dies selten zu erkennen scheint.

Teilung zwischen geistlicher und säkularer Macht bzw. zwischen Kirche und Staat.
Die Teilung von Autorität zwischen „Gott und Cäsar“ ist bei islamischen Strömungen keineswegs so deutlich abgegrenzt, wie dies im Westen der Fall ist.
Auch wenn nicht jeder islamische Staat einem iranischen Revolutionsstaat gleicht, so sind die religiösen Einflüsse bzw. das Streben nach einer theokratischen Ordnung ein besonderer Schwerpunkt islamischer Bewegungen.

Rechtsstaatlichkeit des Westens als zentrale Säule des zivilisierten Zusammenlebens.
Diese Rechtsstaatlichkeit beschränkt willkürlichen Mißbrauch von Macht, legt den Grundstein für das Respektieren von Menschenrechten, zementiert Eigentumsrechte und sichert das mehr oder wenige freie Entfalten des Individuums.

Sozialer Pluralismus und die Zivilgesellschaft bestehen im christlichen Abendland, wenn auch mit Unterbrechungen und vielen zeitlich beschränkten Entgleisungen, schon seit tausend Jahren.
Soziale Mobilität wird hier schon seit langer Zeit nicht mehr ausschließlich durch Verwandtschaft oder religiöse Bestimmungsfaktoren bestimmt.

Repräsentative Strukturen wie Parlamente sind im Selbstverständnis der Bevölkerung verankert. Dies ist sichtbar im allgemeinen Verständnis und dem daraus resultierenden Respekt für die parlamentarische Demokratie.

Der Individualismus ist ein evolutionäres Produkt einer Kombination der hier genannten Faktoren und eine besondere Entwicklung des christlichen Abendlandes. Außerhalb dessen Grenzen wird nicht im gleichen Maße individuell gedacht und gehandelt.
Vielmehr sind kollektive Faktoren und Interessenwahrung dort ausschlaggebend.
Dies gilt auch für islamische Gesellschaften.
 

Diese hier aufgezeichnete Diskrepanz schlägt sich zwangsläufig nieder in den entlang ethnokultureller und zivilisationsbedingter   „Bruchlinien“ laufenden und unterschiedlichen Auffassungen bezüglich gesellschaftlicher Kernthemen wie Staats- /Demokratieverständnis.

Gleiches gilt auch für die allgemeine Konsensfähigkeit innerhalb der mittlerweile kulturell diversen Bevölkerungen vieler westlicher Staaten.
So fallen islamisch orientierte Staaten überwiegend dadurch auf, daß sie nur beschränkt demokratische Eigenschaften aufzeigen.

Kein islamischer Staat entspricht einer westlichen Demokratie.
Tatsächlich scheinen sie vielmehr geprägt durch interne Konflikte zwischen fundamentalistischen Kräften und mehr oder weniger korrupten regierenden Eliten.

Diese wollen zwar modernisieren, jedoch kaum "verwestlichen" im Sinne der kulturspezifischen Begriffe und Auffassungen von Menschenrechten oder individueller Freiheit, wie dies oft im Westen erwartet wird.
Demokratie können sie sich auch nicht leisten, da die Fundamentalisten in der Regel recht starke Wahlergebnisse erreichen und daher durch die Wahlurne an die Macht gelangen können.

Auf sozialkultureller Ebene wachsen Anzahl und Einfluß freiwilliger islamischer Organisationen weltweit, dies jedoch überwiegend durch die Gegenwart eines westlichen Feindbildes und den fortgesetzten Konflikten zwischen Fundamentalisten und den jeweiligen Regierungen im Nahen Osten.
Wo die Wahlergebnisse der Fundamentalisten mittlerweile abschwächen, tun sie dies oft, weil die regierenden Parteien aus strategischen Überlegungen selbst religiöse Schwerpunkte gesetzt haben, die den Fundamentalisten das Wasser abgraben sollen. Inwiefern diese Strategie aufgeht, ohne daß die säkularen Staatsinstanzen sich quasi selbst islamisieren um gesellschaftlichen Rückhalt und politische Legitimität behalten zu können, wird sich zeigen.

Ausschlaggebend für jede zukünftige Annäherung zwischen Fundamentalisten und dem Westen ist die Kompatibilität mit dem Schwerpunktthema Demokratie und allen damit verbundenen Themen wie Menschenrechte, Todesstrafe etc.

Bisher konzentriert sich die Debatte auf die Frage, ob Demokratie und Islam generell miteinander zu vereinbaren sind.

Ohne diese Debatte hier noch einmal wiederzugeben ist es ausreichend zu bemerken, daß Historiker wie Eli Kedourie und der Orientforscher Bernard Lewis sich einig sind, daß Demokratie für islamische Gesellschaften ein Fremdbegriff ist.

Demokratie ist nicht mit den islamischen Werten in Einklang zu bringen.

Das Gegenargument und der Versuch, Demokratie mit „liberalem“ Islam zu verbinden, wurde von den Islamforschern John Esposito und John Voll in deren Buch „Islam and Democracy“ unternommen.
Sie beschreiben eine Vielzahl sogenannter „demokratischer Impulse“ im Islam, scheitern jedoch in der gesetzten Zielsetzung, indem sie zugeben, daß Demokratie im westlichen Sinne nicht vorzufinden ist.

Bedenkt man, daß zwei berühmte Islamforscher bei bestem Willen keine ausreichenden Ansätze für ein grundsätzliches Demokratieverständnis im Islam vorfinden, so scheint dies die Schlußfolgerungen der Skeptiker zu bestätigen.

Dabei geht es weniger darum, wie das ehemalige Vorstandsmitglied der Grünen, Rolf Stolz , zu recht schreibt, jeden Einzelnen in einer Gesellschaft auf dessen Demokratiekompatibilität zu überprüfen.
Es geht um die Frage, ob sich ein zahlenmäßig signifikantes Bevölkerungssegment verkraften läßt, daß sich nicht durch Demokratieverdrossenheit sondern durch Demokratiefeindlichkeit von dem Rest der Bevölkerung unterscheidet.
Stolz erkennt die Notwendigkeit der klärenden Frage „ob und unter welchen Umständen eine bestimmte antidemokratische Auffassung koexistieren kann mit einer bestimmten Demokratie, ohne daß letztere Schaden nimmt.“

Wäre eine Zuwanderung von kulturell kompatiblen Menschen die Realität, bei denen demokratische Werte ein integraler Bestandteil des kollektiven Selbstbewußtseins ausmacht, so würde das Verständnis und der Respekt für die Demokratie dadurch nicht in Frage gestellt. Im Falle der Süd-Nord Völkerwanderung findet jedoch ein Wertetransfer statt.

Seine herausstehenden Eigenschaften beinhalten weder die Toleranz noch die demokratischen Prinzipien der westlichen Wertegemeinschaft.

Eine zusätzliche Herausforderung stellt sich darin, daß die islamischen Parteien, egal ob gemäßigt oder radikal, sich dem strategischen Stellenwert demokratischer Methoden bewußt sind.

Die Entwicklungen der letzten Jahren zeigen eindeutig, daß der gewaltsame Extremismus in Konfliktländern im Nahen Osten und Nordafrika abnimmt, gleichzeitig jedoch der friedlich politische Islam weiterhin an Zulauf gewinnt. Sicherheitsexperten sehen darin einen neuen Schwerpunkt, eine Verlagerung der Methode und Strategie, jedoch nicht der Zielsetzung.
Dies beruht auf der Erkenntnis, daß die Demokratie ein erfolgversprechenderes Fahrzeug bietet als der bewaffnete Kampf.

Wie anhand der deutschen Geschichte sichtbar ist, muß eine Partei nicht die liberale westliche Demokratie verinnerlichen, um trotzdem an die Macht zu gelangen.

Für arabische Islamisten bedeutet der demokratische Weg gleichzeitig den Sieg des Islam.
Regierungen wie die algerische haben oftmals in den demokratischen Prozeß eingegriffen, brachen teilweise sogar Wahlen ab, weil ein Sieg der Islamisten befürchtet wurde. Diese, so warnen deren Gegner, würden nach ihrem Sieg die Urnen ohnehin abschaffen und einen Gottesstaat errichten, wie dies im Iran und Sudan der Fall sei.
Wichtig erscheint hier das Verständnis, daß Werte wie Demokratie nur dann in andere Kulturen transferiert werden können, wenn diese sich dafür öffnen.
Es ist eben nicht nur eine Frage, was eine Kultur oder Zivilisation einer anderen bieten kann, sondern auch, was die andere bereit ist, anzunehmen.

Dabei scheint es nicht ausreichend, daß Teile der philosophisch-religiösen Grundlage des Islams sich auf tolerante oder Menschenrechte respektierende Aspekte berufen können.
Theoretisch konnte dies auch das Christentum im Mittelalter. In der Praxis bedarf es aber einem entsprechenden Wertesystem, daß sich gesellschaftlich manifestiert hat. Gerade hier sollte vor übermäßigen Erwartungen bezüglich der Fähigkeit des Islams, sich aus einem mittelalterlichen Wertesystem in ein modernes zu katapultieren, gewarnt werden - dies obendrein nur den Europäern und deren Verfassungen zuliebe. Auch hier betont Rolf Stolz, daß die Entgleisungen des christlich-abendländischen Zivilisationsgebildes immer wieder durch berufen auf die pazifistische Botschaft von Jesus Christus zurück auf die allgemeine „Wertespur“ gebracht werden konnte.

Im Falle Mohammed, und dessen philosophischen Ansätzen gegenüber „Ungläubigen“ und anderen Übeltätern, besteht keineswegs eine pazifistische Grundlage, auf oder von der aus eine „Aufklärung“ entstehen könnte. Ob eine „Liberalisierung“ des Islams nun zukünftig realisiert wird oder nicht, bleibe dahingestellt.

Die wichtigere Frage ist, ob unter diesen Voraussetzungen ein Ausgleich zwischen Christen und Moslemen im Sinne der Multikulturellen Gesellschaft ein realisierbares Unternehmen ist.
 

DIE STRATEGISCHE SACHLAGE

Für Deutschland und die EU wird die Entscheidung bezüglich der zukünftigen Rolle des Islam auf demographischer Ebene fallen.
Zu erwarten sind ungefähr drei Millionen Moslems in der Bundesrepublik zum Jahrtausendwechsel, davon 100 000 überwiegend durch Eheschließung konvertierte Deutschstämmige.
Diese Entwicklung betrifft einerseits die Zuwanderung aus der Türkei, jedoch anderseits auch deren zukünftigen Status als EU-Mitglied.
Die Türkei und Algerien sind die beiden Hauptursprungsländer der in Europa seßhaften Mosleme. Für Deutschland ist die Türkei der historisch-politische Schwerpunkt.
Es gibt durchaus eine Vielzahl wichtiger strategischer Gründe, die türkische Regierung in ihrer Zerreißprobe zwischen säkularem Kemalismus und islamischer Wiedergeburt zu unterstützen.
Letztendlich ist es eine Frage, ob die Türkei auch ohne Islam zu einer europäischen Integration überhaupt fähig und willig ist.
Denn in erster Linie ist die EU eine Wertegemeinschaft, die über einen Wertekonsens verfügt, der außerhalb Europas nur in von europäischen Einwanderern geprägte Weltteilen und Ländern vorkommt.
Trotzdem gehen von den USA und Europa naive strategische Impulse aus, die auf dem Glauben beruhen, daß ein israelisch-arabisches Friedensabkommen, etwas Wirtschaftshilfe und regionale Entwicklung im Nahen Osten eine langfristig positive Ost-West Beziehung aufbauen können.
Dies glaubt man auch von den deutsch-türkischen Beziehungen, die den islamischen Fundamentalisten auf diese Weise sozusagen das Wasser abgraben sollen.
Die Türken, ungeachtet der unterschiedlichen politischen und religiösen Denkströmungen, verfügen jedoch über eine eigene Identität, ein anderes Wertesystem, in dem der Islam eine zweifelsohne wichtige Rolle spielt.

Der Gedanke einer zukünftigen Integration setzt daher eine kulturelle Kompatibilität voraus, die nicht unbedingt gegeben ist.
Betrachtet man dies auch im Kontext der demographischen Entwicklung in der Türkei, das heißt deren erwartetem Bevölkerungsstand von 100 Millionen im Jahre 2020, so sollte bemerkt werden, daß
Toleranz, wie der Bevölkerungswissenschaftler Josef Schmid zu recht postulierte, durch massenhaften, unkontrollierten Gebrauch rapide schwindet.

Die fast sofortige Massenzuwanderung von fünf bis zehn Millionen Türken nach Mitteleuropa wäre die logische Konsequenz einer EU-Mitgliedschaft.

Das gilt unabhängig von der Tatsache, daß Europa auch entwicklungspolitisch die Türkei wohl kaum verkraften könnte.
Abmachungen, die eine solche Zuwanderung verhindern bzw. beschränken soll, werden kaum durchführbar sein oder aufrecht gehalten werden können. Spätestens dies würde zu einer Destabilisierung Zentraleuropas führen.
Dabei spielt auch der Glaube, daß ökonomischer Wohlstand alle kulturelle Unterschiede zurückdrängt und ein erfolgreicher EU-Beitritt ausschließlich anhand der ökonomischen Entwicklungen  beurteilt werden wird, eine ausschlaggebende Rolle.

Gesetzt der Fall, daß die Türkei durch EU-Beitritt mehr Wirtschaftswachstum erlebt, würde dies als Erfolg bewertet werden. Dabei wird vergessen, daß wirtschaftlicher Erfolg und enger Handel nicht als
Alternative für mangelnden Wertekonsens dienen und keineswegs als Garantie gegen aufkeimende ethnische Konflikte innerhalb einer solchen EU betrachtet werden kann.

So wurde der Glaube am Anfang dieses Jahrhunderts, daß Großbritannien und Deutschland nie wieder Krieg führen würden, weil es ihre gegenseitige ökonomische Abhängigkeit nicht zulassen würde, durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 erschüttert.
Konfliktforscher stehen diesbezüglich immer wieder den wirtschaftlichen Eliten gegenüber und weisen immer wieder vergebens auf diesen Denkfehler hin.

Es ist ein alte Erfahrung, daß „Abhängigkeit“ bzw. „Interdependenz“ nicht Konflikt verhindert, sondern geradezu erzeugt.

Diese Eliten erkennen selten, daß Konflikt aus Reibung entsteht, und daß diese dort am stärksten vorkommt, wo der intensivste Kontakt und eine Verzahnung der Interessen vorgefunden wird.
Deshalb sind Staaten oft im Krieg mit ihren wichtigsten Handelspartnern und nicht mit Ländern, mit denen sie nicht im Wettbewerb stehen.
Ausschlaggebend sind vielmehr die Fragen der Interessenwahrung und der kulturellen Kompatibilität. Hat die EU daher jetzt schon Spannungen zu bewältigen, die auf kulturelle Unterschiede zurückgeführt werden können so würde dies durch Beitritt der Türkei um ein vielfaches erhöht werden.

Denn damit soll, schlicht und einfach gesagt, ein ganz anderes Wertesystem sozusagen als kultureller Fremdkörper in die europäische Wertegemeinschaft aufgenommen werden.

Der gemeinschaftliche Nenner, nämlich der kulturelle Grundkonsens der europäischen Wertegemeinschaft, der mühsam und blutig im letzten Jahrhundert entstand, fehlt der Türkei fast gänzlich.
Das heißt aber auch, selbst ohne die EU-Dimension ist das Thema Islam eines der importierten Streitthemen in Europa.

Zudem würde ein EU Beitritt zu einer intensivierten Bevölkerungsverschiebung führen, von den armen Regionen Vorderasiens hin zu den wirtschaftlich erfolgversprechenden Europas. Die Türkei mit einem jährlichen Geburtenüberschuß von einer Million würde zwangsläufig noch weiter als Bevölkerungsexporteur dienen. Der Zuzug der Türken nach Deutschland ist nach wie vor deutlich spürbar und würde sich um ein vielfaches intensivieren, wenn diese letzten Schranken fallen.

Integrationsbereitschaft und – Fähigkeit nimmt bekanntlich ab wenn die kulturelle Kompatibilität fehlt und die Anzahl der Zuwanderer steigt.

Auch ohne EU-Beitritt steigt schon jetzt die Fähigkeit der türkischen Regierung, die Außenpolitik des Gastlandes Deutschland durch die Mobilisierung der Diaspora-Gemeinde zu beeinflussen.
Das Gleiche gilt für die Gegner der türkischen Regierung, wie beispielsweise die Kurden und die Fundamentalisten. Gewinnen diese Konflikte weiter an Intensität, so ist Deutschland in seiner inneren Sicherheit betroffen.
Ebenso würde ein langfristiger Sieg bzw. ein wachsender Einfluß der Islamisten in der Türkei sich nachhaltig auf die Beziehungen zwischen Türken und Einheimischen in Deutschland auswirken.

Dabei spielt es auch keine Rolle, daß Fundamentalisten sich in islamischen Ländern größtenteils als unfähig erwiesen haben, Staaten bzw. Regierungen zu übernehmen oder kompetent zu regieren.

Ausreichend ist schon der Transfer der Konflikte, oder mittel- bis langfristig auch nur der Versuch, islamische Enklaven zu schaffen, der zu beträchtliche Einbußen im Völkerverständnis, zu Verlust an Stabilität und zur Erosion der Demokratie führen kann.

So hat der radikale Islam schon immer erfolgreich Wege gefunden, seinen Glaubenskrieg zu internationalisieren. Militante Islamisten, die durch Migrationswellen in Europa Fuß faßten, werden allgemein mit der erfolgreichen Verbesserung der Koordination zwischen unterschiedlichen islamischen Bewegungen kreditiert.

Europa bietet durch seine grundsätzliche Toleranz die Voraussetzung für organisatorische und logistische Entfaltung von radikalem islamischen Gedankengut.

Gleichzeitig ist die europäische Kultur durch deren zur Zeit noch intakte globale Dominanz das Ziel und das Feindbild islamischer Radikalen.

Dabei sind es vor allem die modernen und offensichtlich erscheinenden Werte des westlich-abendländischen Raumes,  die den islamischen Fundamentalisten als Bestätigung für das moralisch-geistige „Verfaulen“ einer dekadenten Kultur dienen.

Es sind, wie der US Militärexperte Ralph Peters schreibt „weniger die langen Ideologien als die kurzen Röcke“ die nicht unwesentlich zur Abneigung gegenüber dem Westen beitragen. „Love Parade“ und „Baywatch" sind die Negativaushängeschilder des Westens, an denen sich andere Kulturen zum Teil orientieren, die dort den Westen definieren, die in vielen Fällen kollektive Verachtung hervorrufen.

Nicht zuletzt ist es auch der Verlust der Ideologien seit Ende des „Kalten Krieges“, die dazu beitragen, daß ehemalige Ostblock-orientierte Staatsoberhäupter wie Ghadaffi oder Hussein sich immer stärker auf den Islam als bindende Kraft berufen. Ehemals die brutalen Unterdrücker des islamischen Fundamentalismus in ihren eigenen Länder, hoffen sie nun durch eine religiöse Gratwanderung die vom Westen aufgezwungene Isolation zu sprengen.

Auch ideologisch stark geprägte Bewegungen wie die marxistisch-kurdische PKK, werden in Zukunft zur Unterstützung ihrer Interessen immer stärker die religiösen Dimensionen mit ihrem jeweiligen Nationalismus verbinden.
So wurde beispielsweise in Istanbul die bisher bei Linksextremen als „1. Mai Distrikt“ bekannte Vorstadt Ümraniye, für die Sache der islamischen Erneuerung gewonnen.

Aus dieser Kombination Glaube und Ideologie entsteht auch eine tief verwurzelte Brückenkopfmentalität unter den moslemischen Diaspora-Gemeinden Europas.

Diese wird sich mittelfristig auf die Stabilität der Gastländer auswirken.
All das mit einer naiven kulturrelativistischen Brille zu betrachten, ist gefährlich für die Demokratie und für die Stabilität des Westens.

Es ist unzureichend, sich alleinig auf die „Schlachtordnung“ der Fundamentalisten zu konzentrieren, selbst wenn die gemäßigten Strömungen des Islams nicht über eine grundsätzliche Wertekompatibilität verfügen, auf welcher Integrationsstrukturen gebaut werden könnten.
Ein solcher Ansatz konzentriert sich auf die Symptome des Problems anstelle auf die Ursachen.
Er unterschätzt die diverse Macht eines ethnoreligiösen Denk- und Verhaltensmusters.

Positive Erkenntnisse zum Thema Islam könnten aus strategischer Sicht auf die Tatsache beschränkt sein, daß die internen Spannungen zwischen den jeweiligen religiösen Strömungen eine zusammenhängende Strategie gegen die einheimische Ordnung nicht ohne weiteres zulassen. Trotzdem werden militante Mosleme in Zukunft bestrebt sein, größere Einheit im islamischen Zivilisationsblock gegen externe Gegner zu schaffen.
Es ist schwierig, eine konkrete Prognose zu machen, da die jeweiligen Gruppen sehr stark verfeindet sind und die mangelnde Toleranz des Islams in diesem Falle dessen Gegner zugute kommt.
 

DIE PRAXIS: DEUTSCHLANDS ENTWICKLUNG

Während in Ländern wie dem Iran sich nach zwanzig Jahren radikaler Islamherrschaft die Moscheen leeren und der Ruf nach Reformen bzw. Modernisierung vor allem unter der intellektuellen Elite immer lauter wird, ist dies unter den vielfältigen und heterogenen islamischen Diaspora-Gemeinden Deutschlands nicht der Fall.
In Gegenwart einer immer noch dominanten einheimischen Kultur scheint der Einfluß der militanten Islamisten unter den drei Millionen Moslemen im Land zuzunehmen.

Gerade durch die Gegenwart zweier inkompatibler Wertesysteme, die auf engem Raum koexistieren müssen, entstehen die Voraussetzungen für Konflikt.
Konfliktforscher wie Chaim Kaufmann  et al sind sich mittlerweile einig, daß besonders dicht besiedelte Gebiete an Stabilität verlieren, je näher sich unterschiedliche Wertesysteme zueinander befinden und je intensiver der alltägliche Kontakt.

Der alltägliche Wettbewerb um Ressourcen wie Arbeitsplätze und Sozialleistungen schafft Radikalisierung, wo unter normalen Umständen andere Prioritäten bestanden hätten, oder wo der Wettbewerb durch das gesellschaftliche Selbstverständnis und die ungeschriebenen Regeln einer kulturell homogenen Bevölkerung entschärft worden wäre.

Die Realität wird jedoch sehr stark durch die kollektiven Denk- und Verhaltensmuster der Diasporagemeinden geprägt, welche die Regeln der noch dominanten Kultur lediglich ertragen oder dulden.
So stimmen in Deutschland 57% der türkischen Jugendlichen im Alter von 15 bis 21 der These zu: „Das Türkentum ist unser Körper, unsere Seele ist der Islam. Ein seelenloser Körper ist ein Leichnam.“
Außerdem vertreten 41% die Ansicht, daß Gewalt als Methode zur Durchsetzung religiöser Ziele für sie durchaus akzeptabel wäre.
In Gebieten wie Berlin Kreuzberg bedeutet dies mittlerweile in der Praxis, daß das Machtmonopol des Staates in Frage gestellt wird und deutsche Ordnungshüter immer weniger die Staatsmacht in solche Gebiete projizieren können, da sie mittlerweile als quasi Besatzungsmacht betrachtet werden.

1998 gab es in Deutschland laut Verfassungsschutzbericht 708 Gewaltdelikte wie Brandstiftung und Körperverletzung durch Rechtsextremisten.
Dagegen gab es 783 solcher Taten seitens Linksextremisten. Mitgliedschaft ist jedoch unter den Extremistischen Ausländerorganisationen am höchsten mit 60 000, davon 31 000 islamische Fundamentalisten mit 258 Delikten in der oben genannten Kategorie.

Im Vergleich mit dem Anteil an der Bevölkerung sind ausländische Extremisten weit überrepräsentiert.

Abgesehen von der schon genannten Tatsache, daß die Offenheit der gesellschaftlichen und politischen Strukturen (Deutschland und Europa) vielen islamischen Organisationen als Ausweichposition dienen, spielen folgende zusätzliche Faktoren eine Rolle:


1. Das Unterschätzen der kulturellen Bruchlinien.
Die Verwurzelung der islamischen Prinzipien mit den kulturellen Eigenschaften der jeweiligen Völker im islamischen Zivilisationsgebilde wird oftmals unterschätzt.
So glauben viele Multikulturalisten an die Toleranz gegenüber dem Islam und gleichzeitig an die Emanzipation der Frau.
Sie sehen darin keinen Widerspruch, weil als Ausgangsposition ein übertrieben selbstkritischer Kulturpessimismus dient. Andere glauben wiederum, daß die Emanzipation der Frau eine zwangsläufige Konsequenz der multikulturellen Gesellschaft ist und sich dadurch die Diskussionen wie die „Kopftuchdebatte“ von selbst erledigen werden.

Während zweifelsohne der kulturelle Austausch zu Änderungen in den allgemeinen Bräuchen führen wird, besteht in diesen Gedankengängen ein unterschwelliger, wenn auch gut gemeinter, eurozentristischer Ansatz, der mit der Realität nur schwer zu vereinbaren ist und der nicht die Verflochtenheit versteht zwischen Werten und Religion.
So sind in vielen Kulturen die Frauen keineswegs emanzipiert, verfügen jedoch über viel mehr Einfluß als in Europa.
Außerdem empfinden nicht alle Frauen in moslemischen Gesellschaften das Tragen eines Kopftuches als ein Abwertung oder Unterdrückung.

Wie wir bereits am deutschen Beispiel wissen, bestehen einige Frauen auf ihr Recht als Mosleminnen, dieses Kopftuch zu tragen.
Offensichtlich empfinden sie dies nicht als Symbol ihrer ungleichen Position vis a vis der Männer ihrer Gesellschaft. Die Hoffnung vieler liberalen Europäer, daß ein Großteil der Problematik einer multikulturellen Gesellschaft durch das Aufbrechen von patriarchalischen Familien- und Gesellschaftsstrukturen erreicht werden kann, beruht daher auf die fragwürdige Annahme, daß diese Strukturen ernsthaft seitens der Frauen in Frage gestellt werden.

Tatsächlich sind es jedoch die islamischen Aktivistinnen, die sich im Kampf gegen die säkulare Regierung der Türkei besonders hervorheben.
Es sind die korangläubigen und verschleierten Aktivistinnen der Wohlfahrtspartei, die mit Ausdauer und Durchsetzungskraft die westlichen Metropolen der Türkei politisch erobern.

Allein in der Provinz Istanbul rechnet man mit 70 000 Refah-Aktivistinnen die auf dem „Pfade Allahs“ 600 Nachbarschaftszentren unterhalten und dadurch politisch-sozialen Einfluß auf schätzungsweise drei Millionen Menschen ausüben.   Diese Frauen sind weder unterwürfig noch aus ungebildeten Schichten.
So waren es 2700 weibliche Lehrerinnen in der Türkei, die durch hartnäckiges festhalten an den „Hijab“ ihre Stellen verloren.

Zahllose andere Frauen mit Bildung nehmen ähnliche Restriktionen in Kauf, um trotzdem das Symbol der schleichenden Reislamisierung zu tragen.
Dabei wird dies als der moderate Islam betrachtet, denn wirkliche Extremisten, wie sie die afghanische Taleban darstellt, haben ein generelles Ausgangs- und Berufsverbot für Frauen eingeführt.

Auch zum Thema Gewaltbereitschaft gelten einige wichtige kulturelle Voraussetzungen, auf die ein militanter Islam bauen kann.
Das schon geschilderte islamische Kriegsverständnis und, für westliche Begriffe drakonische Justizverständnis, ist in ein kulturell-bestimmtes „Machoverhalten“ eingebettet.

So hat das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen in einer Studie befunden, daß türkische Männer gegenüber Deutschen über eine 3,5 – fache Gewaltbereitschaft verfügen. Dies gilt auch für identische soziale Schichten und kann durch Theorien der sozialen Benachteiligung daher nicht erklärt werden. Der kulturelle Stellenwert von Gewalt bietet hier die einzige Erklärung.

2. Alterstrukturen und Bevölkerungszuwachs der Diaspora-Gemeinden.
Diskrepanzen in der demographischen Entwicklung, egal ob durch höhere Reproduktionsziffern oder zusätzliche Migrationen, erhöhen das Konfliktpotential innerhalb multikultureller Gesellschaften, indem sie bestehende konfliktregulierende Gleichgewichte stören können.

Gruppen sehen ihre Position durch demographischen Zuwachs oder Schwund jeweils gestärkt oder geschwächt.
Im Kosovo hat die demographische Entwicklung seitens der albanischen Bevölkerung beispielsweise stark dazu beigetragen, daß die Gewalt gegen die schwindende serbische Minderheit schon in den siebziger Jahren zunahm. Ähnlich entwickelte sich die Situation in Bosnien, wo die serbische Bevölkerung 1961 41%  und 1991 nur noch 31% ausmachte.
In beiden Gebieten machten sich die demographischen Änderungen auch auf andere Weise bemerkbar.
Die albanischen und bosnischen Mosleme verfügen über den sogenannten "Jugendberg" - in englischer Literatur als „youth bulge“ bezeichnet - mit mehr als 20% der eigenen Bevölkerung im jugendlichen Alter.

Jüngere Bevölkerungen scheinen von Natur aus aggressiver und unruhiger zu sein.
Dies erklärt zumindest teilweise auch die Neigung unter letztgenannten Gruppen, sich durch eine hohe Gewaltstatistik bemerkbar zu machen.
Identisch ist auch die Situation im Nahen Osten, wo 7,3 Kindern pro Frau in der palästinensischen Westbank  2,7 Kinder pro Frau in Israel gegenüberstehen und dadurch allein durch ihre Präsenz eine politische Auswirkung erzeugen. 47% der Bevölkerung ist unter 15.
Es ist fraglich, ob es ohne diese Altersstruktur jemals eine „Intifada“ gegeben hätte.
Die Entwicklungen im Libanon, in Südafrika, Nordirland und anderswo zeigen immer wieder, daß die politische Initiative von jener Bevölkerungsgruppe ergriffen wird, die über die meisten Jugendlichen zur Mobilisierung verfügt.

Diese nimmt oft in den Schulen ihren Anfang.
Das jährliche Wachstum der türkischen Gemeinde in Deutschland als die größte islamische Ausländergruppe betrug in der ersten Hälfte der Neunziger noch die Bevölkerung von fünf Großstädten.

Letztendlich verfügen Islamisten in Deutschland über ein Jugendpotential, aus dem ein zukünftiges „Intifada“-Szenario entstehen kann, getrieben durch eine Kombination von verspätetem Nationalismus und islamischen Fanatismus.

Erscheint dies auch auf den ersten Blick als unwahrscheinlich, so dienen die Erfahrungen der Kurdenkrawalle als Beispiel.

In Hechingen zündete sich während der bundesweiten Krawalle nach der Festnahme des PKK Führers Öcalan im Februar 1999 eine 17 jährige Kurdin vor dem Rathaus an und schrie brennend „Öcalan soll weiterleben.“ Ihr Vater kommentierte den Vorfall mit „Ich bin stolz auf meine Tochter“.

Diese Mentalität einer extremen Akzeptanz von Gewalt, auch wenn nach innen gewendet, wie es bei Selbstverbrennungen der Fall ist, ist für die einheimische Bevölkerung kulturell fremd.

Hätten die moslemischen Diasporagemeinden in Deutschland die Altersstruktur der Einheimischen, wäre eine Koexistenz wesentlich unproblematischer, als sie zur Zeit ist.
Durch den hohen Anteil Jugendlicher unter den Moslemen entwickelt sich ein Mobilisierungspotential, über daß sich die deutschen Behörden noch nicht bewußt zu sein scheinen. Dabei entsteht inzwischen ein auf Zweckoptimismus begründeter Glaube, daß es besser sei, die gewaltbereiten türkischen Schlägertrupps in die Disziplin des Islams und in die Tugenden des Koran einzuführen, um sie dadurch von willkürlicher Gewalt abzuhalten.

Das hierdurch potentielle „Sturmtruppen“ für die Mullahs geschaffen werden, sei nur am Rande erwähnt.
 

3. Erleichterung der Kommunikation mit den Ursprungsländern
Der technologische Fortschritt und die Globalisierung fördert den Import von fundamentalistischen Gedankengut.
Dies wirkt sich als integrationsfeindlicher Faktor aus, da Nachrichten und politische Entwicklungen des Ursprungslandes besser und häufiger transferiert werden können als bisher.

Untersuchungen des Zentrums für Türkeistudien zufolge schauen türkische Jugendliche in Deutschland via Kabel und Satellitenfernsehen fast ausschließlich türkische Programme.
Daher wird diese Zielgruppe sehr stark durch die Entwicklungen im Ursprungsland beeinflußt.

Für das Gastland Deutschland hat das schwerwiegende Folgen.
Abschottung und Ghettoisierung sind nun möglich, ohne dabei Lebensqualität zu verlieren. Ethnische bzw. religiöse Mobilisierung wird gleichermaßen durch diese Entwicklung erleichtert.

Ganz klare Anzeichen, daß dies auch tatsächlich zutrifft, sind in vielen deutschen Großstädten schon sichtbar.
Von allen ethnischen Gruppen in Deutschland ist die Türkische am stärksten mobilisiert. Dies nicht zuletzt auch durch die schon oben besprochene Altersstruktur, die dieser Entwicklung dienlich ist.

4. Mangelnder Integrationsansporn und mangelnde Integrationsfähigkeit.
Der Integrationsdruck auf die zugewanderten Diaspora-Gemeinden ist in den meisten westlichen Ländern, doch ganz besonders in Deutschland, verhältnismäßig klein.
Allerdings ist es fraglich, ob stärkerer Druck seitens der Behörden die kulturelle Inkompatibilität überbrücken könnte.
So gesteht die Berliner Ausländerbeauftragte Barbara John ein, daß die Sprachkenntnisse der dritten und vierten Generation der Türken in Deutschland schlechter sind als die der zweiten Generation, während die Integrationsbemühungen trotz staatlicher Förderungen im allgemeinen rückläufig sind.
Die als besonders Gewaltbereit geltenden religiösen Bruderschaften innerhalb der türkischen Diasporagemeinde bekommen Zulauf, während islamische Geistliche offen zugeben, daß die Bundesrepublik ihnen all jene Entfaltungsmöglichkeiten bietet, die ihnen in der Türkei verwehrt werden.

Zudem ist oberflächliche Integration ohnehin problematisch.
Die Unterwanderung der Staatsorgane und gesellschaftlicher Institutionen ist nicht nur ein Problem der Regierungen im Nahen Osten, die sich gegen Fundamentalisten behaupten müssen.

1996 stellte sich beispielsweise heraus, daß das Kreuzberger CDU-Mitglied Erdam Taskiran, zuständig für die Mitgliederbetreuung in Kreuzberg, gleichzeitig Sprecher von Millis Görüs-Berlin war.

Die Tatsache, daß 220 000 Türken schon die deutsche Staatsbürgerschaft erworben hatten - vor der Debatte zur „doppelten Staatsbürgerschaft“ - geht oft in der Diskussion unter.
Besonders stark vertreten in dieser eingebürgerten Gruppe sind die Funktionsträger der islamischen Verbände.
All dies hat offensichtlich wenig zur Integration beigetragen.

Die Unterwanderung von politischen Parteien ist jedoch nur eine Dimension des Problems. Die Andere ist, daß Integrationsversuche wie „Islamunterricht“ von vornherein durch Fundamentalisten als Gelegenheit zur Profilierung gesehen werden und nicht als ein „Integrationsangebot“ zur frühzeitigen Entschärfung von potentiellen Konflikten.
So bestritt die Organisation „Islamische Föderation“ jeglichen Kontakt zu Millis Görüs, als sie sich vor dem Berliner Oberverwaltungsgericht 1998 das Recht erstritt, zukünftig an Berliner Schulen Islamunterricht zu erteilen.
1999 stellte sich heraus, daß der erste Vorsitzende der islamischen Föderation auch gleichzeitig der zweite Vorsitzende von Millis Görüs ist.

Das Zustandekommen von sogenannten „islamisch befreiten Zonen“ in den Großstädten ergibt sich nicht zuletzt aus dem Bedürfnis der türkischen Diasporagemeinde, sich im Namen der Identitätswahrung von den Einheimischen abzuschotten und impliziert zumindest scheinbar die Vertreibung von Bürgern nicht islamischen Glaubens aus solchen Gebieten.

Es besteht durch solche und ähnliche Reaktionen auf Integrationsangebote die reelle Gefahr, daß Teile unseres Landes mittel- bis langfristig eine Entwicklung zur Errichtung alternativer Strukturen erleben werden.

Das werden Islamschulen, islamische „Räte“ und letztendlich islamische Ordnungs- bzw. Rechtstrukturen sein, mit oder ohne Zustimmung der offiziellen Staatsorgane.

Dazu kommen Überlegungen staatlicher Organe, Ausschreitungen zu fast jedem Preis zu vermeiden, wodurch Forderungen der Fundamentalisten schrittweise nachgegeben wird.
Denn die Alternative wäre, sich gegen diese Entwicklung zu wehren und damit Unruhen und einer Sicherheitssituation gegenüberzustehen, die der israelischen ähnelt.

Dazu fehlt der Bundesregierung sowohl die Einsicht als auch der politische Wille.
In der Konsequenz riskiert sie dadurch den Verlust des staatlichen Macht- und Gewaltmonopols.
Zu fragen ist, warum die breite westliche Welt dieser Entwicklung nicht entgegentritt und dadurch die Radikalisierung der Diaspora-Gemeinden indirekt fördert.

Denn die Integration säkularer Ausländer aus islamischen Ländern wird erschwert, solange diese dem Druck der radikalisierenden Diasporagemeinde hilflos ausgesetzt sind.

Das liegt auch in der fragwürdigen Annahme des Westens begründet, daß die jeweiligen Diasporas ohnehin durch Materialismus und langsames Verwestlichen sich vom radikalen Islam entfernen werden.
Darin verbirgt sich eine Strategie, die behauptet, daß die Lösung des Problems sich von selbst ergeben wird.
In Anbetracht der wachsenden Anzahl Jugendlicher aus den islamischen Gemeinden, die eher auf Sozialhilfe setzen als auf materialistischen Aufstieg, scheint diese Rechnung nicht aufzugehen.

65% der männlichen Sozialhilfeempfänger der Altersgruppe 18 bis 24 sind mittlerweile Ausländer. Bei den 25 bis 50-Jährigen sind es 50%.

Diese Leute haben sehr viel Zeit und kollektive Energie zum mobilisieren, wie dies in der Tat in deutschen und französischen Großstädten zu sehen ist.

Auch Professor Dr. Udo Steinbach und Dr. Munir Ahmad (Deutsches Orientinstitut) bemängeln die Untätigkeit der Behörden in ihrem Umgang mit Fundamentalisten.
Steinbach stellte es einer Fernsehsendung zum Thema deutlich, daß mit schwerwiegenden innenpolitischen Konsequenzen zu rechnen sei wenn es nicht gelinge, den in Deutschland gegenwärtigen Islam von seinen radikalen Quellen in den Ursprungsländer zu trennen.

Gerade dies jedoch ist fast unmöglich, denn der Besuch von Ausländern bei ihren Verwandten ist unmöglich zu kontrollieren oder zu unterbinden. Lediglich die Rückführung solcher Individuen wäre eine Möglichkeit, und dies würde ein Machtaufgebot und politischen Willen erfordern, der in Europa keineswegs vorhanden ist.

Die islamischen Fundamentalisten koordinieren Ihre weltweiten Aktivitäten gerade aus einem toleranten Europa heraus, weil hier die besten Voraussetzungen dafür bestehen.
Sie würden sich vehement wehren gegen jegliche Versuche, ihnen diese Basis zu nehmen.
 

ZUSAMMENFASSUNG UND PROGNOSE

1. Der Islam bildet eine unüberwindbare Integrationshürde in einem multikulturellen Deutschland.
Dabei handelt es sich weniger um die Radikalisierung einzelner Gruppen oder um deren tatsächlichen Einfluß auf die jeweiligen Einwanderungsgruppen.

Es geht vielmehr um die Frage, ob die Gesellschaft die fundamentale Inkompatibilität der Wertesysteme verkraften kann, ohne dadurch ihre Stabilität einzubüßen.
Eine Intensivierung von Integrationsmaßnahmen bietet wenig Aussichten, diese Integrationshürde zu nehmen. Zahllose internationale Studien über die Wirksamkeit von Integrationsmaßnahmen können dies deutlich belegen.
Konfliktforscher sagen:
Wo Integrationsmaßnahmen benötigt werden, ist die Integration schon gescheitert.
Alle anderen Aussagen sind multikulturelle Durchhalteparolen, die in ein anderes Zeitalter gehören.

2. Die in 1. genannte Realität wird sich dadurch bemerkbar machen, daß die Ethnisierung der deutschen Großstädte durch eine Islamisierung der türkischen Gemeinde an zusätzlicher Komplexität dazugewinnen wird.
Dies wird gravierende Folgen für den inneren Frieden Deutschlands und Europas haben.

Die schon sichtbaren Konflikte werden in erster Linie innerislamisch an Stellenwert dazugewinnen, auch weil die christlichen Kirchen durch demographische Realitäten und mangelndes Profil sich leeren und ohnehin keinen Widerstand gegen die Islamisierung bieten.

3. Das Konfliktpotential der moslemischen Minderheiten ist schon jetzt enorm.
Allein die Anzahl der Extremisten ist sehr hoch mit schätzungsweise 30 000.

Auch wenn immer wieder darauf hingewiesen wird, daß dies eine sehr kleine Minderheit der Mosleme in Deutschland ausmacht, so ist es die Auswirkung und das Gewaltpotential eher als die Zahl, die es hier zu beurteilen gilt. Es ist nicht möglich, deren Mobilisierungsfähigkeit unter der moslemischen Restbevölkerung zu messen oder mit Sicherheit vorauszusagen.

Die Frage sollte daher sein, wie viele Menschen durch die militanten Gruppierungen aktiviert werden könnten, oder welche terroristische Kapazität eine solche militante Minderheit mustern kann.
Es ist eine weitverbreitete Tendenz, Konfliktpotential fälschlich an der Anzahl der erkannten Aktivisten zu messen. Die tatsächliche Anzahl der Aktivisten ist in den meisten Konflikten verschwindend gering. In vielen Lageeinschätzungen wurde deren Einfluß durchgehend unterschätzt.

Diese grundlegende Neigung zur Fehleinschätzung ist nicht neu.
Ähnliche Entwicklungen können historisch zurückverfolgt werden, von der Einschätzung der britischen Regierung beim Ausbruch der amerikanischen Revolution, über die der zaristischen Regierung vor der kommunistischen Übernahme 1917, bis zur Einschätzung der südafrikanischen Regierung beim Ausbruch von Unruhen 1976 und 1984.

Einige andere größere Fehleinschätzungen bieten die Beispiele der Nationalsozialisten und deren Anlauf zur Machtübernahme in Deutschland, des Viet Minh und Viet Cong in Indochina bzw. Vietnam, die iranische Revolution, Afghanistan und unzählige andere Beispiele.

Am Ende eines solchen Konfliktes sind die Sieger meistens viel populärer als anfangs gedacht und die Verlierer plötzlich allgemein verhaßt.

4.  Es besteht im Westen eine weitverbreitete Unterschätzung des Resentiments gegen den Westen, das in islamischen Ländern tief verwurzelt ist.
Die Epoche des Kolonialismus und die Überlagerung westlicher Macht auf militärischem, wirtschaftlichem, wissenschaftlichem, kulturellem und technologischem Gebiet hat tiefe Spuren hinterlassen.

Der kollektive Begriff „Kreuzritter“, der für alle Menschen aus dem Westen gilt, bestätigt das Zivilisationsgefälle im Sinne Huntingtons, und blockiert jeden Spielraum für einen Ausgleich zwischen Islam und dem breiten Christentum.
Eine Verschärfung dieser Situation im globalen Sinne, hat zwangsläufig via die Diasporagemeinden eine innenpolitische Auswirkung.

5. In Hinblick auf Deutschlands demographische Entwicklung, das heißt Geburtenschwund der Einheimischen und gleichzeitiges Anwachsen der islamischen Bevölkerung, werden sich sehr starke Machtverschiebungen in den nächsten Jahren bemerkbar machen.
Diese werden sich nachhaltig und schädlich für den inneren Frieden und für die Völkerverständigung auswirken.
Ein EU-Beitritt der Türkei würde das noch beschleunigen.
In seiner langfristigen Auswirkung ergibt sich hieraus die existentielle Frage für die Deutschen, nämlich ob sie als Volk überleben sollen bzw. wollen.
In Hinblick auf den Wertewandel der herrschenden Eliten ergibt sich das geschichtliche Fazit, daß Adolf Hitler und die Nationalsozialisten Deutschland auf dem Gewissen haben.
Die 68er jedoch tragen die deutsche Solidargemeinschaft zu Grabe im systematischen Ethnosuizid.
 

QUELLENVERZEICHNIS:
wird übersendet auf Anfrage
durch die Fraktion Die Republikaner
im Landtag von Baden-Württemberg
oder an krisch@t-online.de