Antrag der Fraktion Die Republikaner
Redebeitrag des Abgeordneten
MdL Wolf Krisch
Parl. Berater Michael Wiesberg
Warum
gab es diese Debatte?
Am 24. Juni fand in Stuttgart ein Symposium
zum Thema Wirtschaftsspionage statt. Viele Fragen blieben unbeantwortet.
In einer großen Anfrage forderten Republikaner im Landtag weitere
Auskunft von der Landesregierung. Doch die Antwort nichtssagend, und in
einem zusätzlichen Antrag wurde nachgefaßt.
Daraus wurde diese Debatte.
Die Landesregierung behandelt ein politisch
heikles Thema wie eine heiße Kartoffel, will dieses nicht behandeln
und versucht, kritischen Fragen aus dem Weg zu gehen!
Allerdings verhält sich die Landesregierung
dabei sehr dilettantisch.Dem Landtag - den Abgeordneten - wird eine Antwort
verweigert.
Und der Vorsitzende
des Innenausschusses versuchte, die Diskussion im Landtag abzublocken
.
Das ist ein skandalöser und unerhörter
Vorgang. Ein Vorgang, der dem sonstigen, seriösen Verhalten dieses
Abgeordneten widerspricht.
Man muß sich fragen - auf Druck
"von oben"? Wird gar versucht, das Parlament zu manipulieren?
Die gleichen Beamten, die dem Parlament
die Antwort auf Fragen verweigern, geben nur wenige Tage vor dieser Debatte
im Parlament die dem Parlament verweigerten Antworten im Deutschland Radio
in einem Interview von sich.
Man fragt sich - sind
im Landesamt für Verfassungsschutz und im Ministerium nur Amateure
am Werk?
Die Landesregierung wird sich weiteren Fragen der Republikaner gegenüber sehen, der nach dieser Debatte einzigen Fraktion im Landtag, die Wirtschaftsspionage gerade von befreundeten Staaten nicht als "Kavaliersdelikt" ansieht und nicht - wie der Innenminister - dieses Problem zu bagatellisieren versucht.
Nach einer Pressekonferenz vom 4.11.99 fand dieses Thema weitere Resonanz in den Medien. Inzwischen zeigt sich, daß auch in Großbritannien und USA mutige Politiker dieses Thema aufgreifen - auch dort gegen den Widerstand der jeweiligen Regierungen. Solche den Regierungen unangenehme, aber dem Land schadende Vorgänge aufzuspüren ist auch eine Aufgabe gewählter Abgeordneter.
Wir Republikaner bohren weiter.
Große Anfrage der Fraktion Die Republikaner
Wirtschaftsspionage
und ihre Auswirkungen auf die baden-württembergische Wirtschaft –
Drucksache 12/4186
Antrag der Fraktion Die Republikaner
Wirtschaftsspionage
und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft in Baden-Württemberg –
Drucksache 12/4410
Anfang dieser Woche hatte ich Gelegenheit, als Teilnehmer einer Landtagsdelegation das US-Hauptquartier in Stuttgart-Vaihingen zu besuchen. Dieser Besuch bestätigte mir die Politik der US-Regierung:
Erstens: Militärische Ziele der USA sind durchzusetzen; das ist Priorität Nummer 1 der US Regierung. Zweitens: Wirtschaftliche Interessen von US-Unternehmen sind durchzusetzen. Das ist Priorität Nummer 2 der US-Regierung.
Im Vergleich dazu ist deutsche Politik, eine Politik, welche die Wirtschaft in Spionagefällen allein läßt, die vor den ehemaligen Besatzungsmächten kuscht, eine Gehorsamspolitik, eine Politik, die kein französischer, kein englischer und kein amerikanischer Politiker sich leisten könnte, beschämend.
Was ich sage, sind keine Neuigkeiten. Ich zitiere aus der "Los Angeles Times" vom Juli 1995. Danach hat US-Präsident Clinton die CIA aufgefordert, als oberste Priorität Wirtschaftsspionage auch bei befreundeten Staaten durchzuführen. Das wurde auch von Dr. Rannacher vom Landesamt für Verfassungsschutz vor einer Woche bestätigt.
Die Bürgerrechtsvereinigung Omega aus England hat schon 1998 einen Bericht an die EU gemacht, in dem festgestellt wurde, daß sämtliche E-Mails, Telefongespräche und Faxe innerhalb Europas von der National Security Agency, der NSA, aufgenommen und an die USA weitergeleitet werden.
Im Kalten Krieg hatten die Amerikaner ein globales, weltweites Überwachungssystem gegen militärische Ziele. Dieses System, jetzt "Echelon" genannt, wird nunmehr weltweit auch gegen befreundete Regierungen, gegen Parteien, gegen Organisationen und vor allem gegen Wirtschaftsunternehmen eingesetzt.
Der bekannteste Fall ist der Fall der Firma Enercon in Aurich, die dummerweise Schaltpläne und Informationen auf elektronischem Wege nach den USA weiterleitete. Als sie in den USA die eigene Erfindung zum Patent anmelden wollte, hatte der größte amerikanische Konkurrent die Erfindung schon längst zum Patent angemeldet. Im Wissen, daß es sich um Wirtschaftsspionage und Diebstahl handelte, haben amerikanische Behörden dieses US-Unternehmen gestützt.
Nach unserem Wissen hat keine deutsche Behörde und keine deutsche Regierung die Firma Enercon unterstützt. Das Ganze kam nur durch die Indiskretion eines früheren Mitarbeiters der NSA an die Öffentlichkeit. Schaden allein für Enercon 100 Millionen DM! Ein Schaden, ein einzelner bekanntgewordener Fall für ein Unternehmen.
Und wieviele sind nicht veröffentlicht weil nicht bemerkt oder zu spät bemerkt?
An diesem Spionagesystem Echelon sind beteiligt die USA, Großbritannien, Kanada, Neuseeland und Australien. Ministerien dieser Staaten haben das Recht, Spionageaufträge an das System Echelon weiterzugeben, Wirtschaftsspionageaufträge, die dann in den Staaten zum Vorteil der eigenen Unternehmen und der eigenen Industrie ausgenutzt werden. Der Skandal: Die größte US-Abhörstation aus diesem Echelon-System in Europa befindet sich in Bad Aibling in Bayern.
Was ich hier sagte, wurde schon vor längerer Zeit in einem Bericht innerhalb der EU diskutiert, und zwar in einer Arbeitsgruppe STOA. Das ist die Gruppe zur Bewertung wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Optionen. Alles, was ich eben sagte, wurde in diesem Bericht niedergelegt.
Baden-Württemberg ist als Hochtechnologieland bevorzugtes Ziel ausländischer Geheimdienste, und Erkenntnisse über die Angriffe befreundeter Staaten – die USA ist ein befreundeter Staat – müssen der Landesregierung vorliegen. Das ist auch im IHK-Magazin Wirtschaft, Ausgabe 2/99, festgehalten.
Im "Spiegel" vom 29. März ist zu lesen: Die USA hat keine Hemmung, wirtschaftliche Konkurrenz zu bekämpfen, vor allem in politischen Partnerstaaten.
Im US-Periodikum Foreign Policy ist zu lesen: Für die amerikanische Regierung sind militärische Alliierte wirtschaftliche Gegner.
Großbritannien hat sich schon 1995 über die Spionagetätigkeit der CIA in England beschwert, wobei ich das als Heuchelei betrachte; denn Großbritannien ist als Echelon-Mitglied an der Ausspionierung von Partnerstaaten innerhalb der EU beteiligt.
Auch Frankreich macht - allerdings auf eigene Rechnung - an Industriespionage bei befreundeten Staaten mit.
Zusammenfassung dieses ersten Teils unserer Debatte:
Seit Jahren liegen Daten vor, die kriminelle Wirtschaftsspionage befreundeter Mächte in Deutschland beweisen. Zur Stellungnahme und der Position der Landesregierung rede ich in Teil 2.
Stellv. Präsident Weiser: Das
Wort hat Herr Abg. Ruder.
Abg.
Ruder
CDU:
Es gehört schon viel dazu, solche Zumutungen, wie sie eben ausgebreitet worden sind, anzuhören.
Denn ... es geht nicht darum, der Wirtschaft zu helfen, sondern es geht darum, unsere befreundeten Staaten und das Ausland insgesamt wieder mal in einem Bereich verdächtig zu machen, wo es keinen Verdacht geben kann. In der Begründung zum Antrag der Republikaner steht, die Landesregierung habe die Große Anfrage lustlos und oberflächlich beantwortet.
.... Es hat immer zu den ganz besonderen Qualitäten dieses Hauses gehört ..... daß wir in Fragen der inneren Sicherheit .... genau wußten, wo solche Fragen ausgetragen werden, und zwar dort, meine Damen und Herren, wo es unsere Verfassung vorsieht, – ja, ja –, nämlich in der Beratung etwa des Berichts des Landesamts für Verfassungsschutz im Ständigen Ausschuß.
Es gibt auch das Gremium nach Artikel 10
des Grundgesetzes .... Dort müssen wir uns ernsthaft mit den Fragen
auseinandersetzen, aber nicht vor einer breiten Öffentlichkeit.
(Abg. Dr. Schlierer REP: Mißachtung
des Plenums! Ganz klar ausgedrückt!)
Gott sei Dank steht es hoffentlich so im
Protokoll. Meine Damen und Herren, dann kommen Sie daher und werfen
der Landesregierung vor, sie habe oberflächlich geantwortet.
(Abg. Krisch REP: Verantwortungslos!)
Abg.
Wettstein SPD: Was ist die Aufgabe unseres Verfassungsschutzes
in dieser Situation? Fakt ist einfach, daß die Geheimdienste anderer
Länder bei uns Wirtschaftsspionage betreiben.
(Abg. Deuschle REP: Richtig!)
Ich möchte von Ihnen keinen Beifall. .... Ich möchte .... feststellen, daß die ausländischen Geheimdienste auch bei uns Wirtschaftsspionage betreiben .... Etwas anderes ist es, wenn der US-Geheim-dienst CIA bei uns Wirtschaftsspionage betreibt, und das ist leider Faktum.
Da ist der materielle Schaden wahrscheinlich
etwas geringer .... als wenn Rußland Wirtschaftsspionage betreibt.
.. die Spionage hat eine völlig andere Qualität,
wenn die Spionageorganisation eines befreundeten Landes bei uns spioniert.
..... Deswegen .... genügt
es .... auch nicht, daß dann, wenn der Verfassungsschutz aufspürt,
daß die CIA irgendwo Wirtschaftsspionage betrieben hat, dem Kontrollgremium
berichtet wird.
Das Kontrollgremium ist zur Verschwiegenheit
verpflichtet. ....
Stellv. Präsident Weiser: Das Wort hat Frau Abg. Schlager.
Abg.
Sabine Schlager Die Grünen: Ich tu jetzt mal so, als ginge
es den Republikanern um eine ernsthafte Debatte, obwohl die Rede von Herrn
Krisch wenig Anlaß dazu gibt. ....
..... Auch wenn die Republikaner lieber
nationale Lösungsstrategien sehen würden, so müssen sie
sich doch in ihrem Antrag auf die Erkenntnisse der EU-Arbeitsgruppe stützen.
....
Abg.
Kiesswetter FDP/DVP:
.... gehen verschiedene .... Journalisten
davon aus, daß die genannten Staaten ein computergesteuertes Abhörsystem
mit der Bezeichnung Echelon betreiben, das dazu genutzt wird, die elektronische
Kommunikation routinemäßig abzuhören .... daß Echelon
mittlerweile gezielt auch zur Überwachung der multimedialen Kommunikation
westeuropäischer Unternehmen eingesetzt werde. ..... Die gravierenden
Folgen der Wirtschaftsspionage .... Verschlechterung der eigenen Verhandlungsposition,
Verlust von Marktanteilen, Gewinneinbußen und Abbau von Arbeitsplätzen.
Im Extremfall ist sogar die Existenz eines Unternehmens in Gefahr.
Herr Kollege Ruder, als einziger Redner haben Sie nichts zur Sache gesagt.
Als Vorsitzender des Innenausschusses
haben Sie versucht, diesem Parlament einen Maulkorb zu verpassen.
Sie haben versucht, eine Diskussion über
Dinge zu unterbinden, die schon längst in der Öffentlichkeit
diskutiert werden. Das ist unerhört und für mich unverständlich.
Herr Kollege Ruder, unsere Große
Anfrage stammt vom 26. Juni, vier Tage nach dem Spionage-Symposium, das
mein Vorredner erwähnte.
Die Antwort der Landesregierung auf unsere Fragen ist beschämend. Im Wissen um Milliardenschäden, die durch Wirtschaftsspionage unserem Land entstehen, ist die Landesregierung unwillig, Fragen dieses Parlaments zu beantworten.
Antworten der Landesregierung wie
"wir haben keine eigenen Erkenntnisse"
oder
"eine Bestätigung liegt uns nicht
vor" oder
"zu Gegenmaßnahme wegen Spionage
ist unsere Aufgabe die Beratung",
Herr Kollege Ruder, sind mit Recht so
zu bezeichnen, wie Sie das vorhin zitierten.
Vergleichen Sie die Reaktion der Landesregierung
mit dem Verhalten der amerikanischen Regierung.
Dort wird - zu Recht oder zu Unrecht
- in jedem Fall das Interesse des eigenen Staates vorangesetzt.
Sie wollen uns hintenransetzen.
Es ist beschämend, was Sie zuvor sagten.
Herr Kollege Ruder, nochmals:
Spionage ist
die ekelhafteste Form der Gewalt, ein Vertrauensbruch zwischen Freunden
und ein Grund zur Aufkündigung von Verträgen.
Der wirkliche Skandal ist die folgende
Antwort der Landesregierung - das ist völlig unakzeptabel.
Die Landesregierung sagt inhaltlich Folgendes:
Eine offizielle Bestätigung
der Staaten Australien, Großbritannien, Kanada, Neuseeland über
eine Überwachung der elektronischen Kommunikation durch diese Staaten
liegt nicht vor.
Stellen Sie sich vor:
Ein Taschendieb klaut Ihnen die Uhr, und
Sie erhalten keine offizielle Bestätigung dieses Taschendiebs, daß
er die Uhr geklaut hat, und dann ist für Sie der Fall erledigt. Das
können Sie vielleicht so machen, aber wenn das eine Landesregierung
macht, ist das verantwortungslos.
Skandalös ist es dann, wenn der gleiche Präsident des Landesamts, der diesem Parlament die Antwort verweigert, und der gleiche Staatssekretär, der jetzt nicht da ist, der Herr Mehrländer, der die Antwort auch verweigert, vor wenigen Tagen, am 22. Oktober 1999 im Deutschlandradio selber Folgendes sagte, der Öffentlichkeit - nicht dem Parlament - mitteilte, ich zitiere Herrn Mehrländer –:
"Industriespionage ist ein verbreitetes
Mittel, das von Staaten angewendet wird, um sich Vorteile zu verschaffen."
und weiter, Baden-Württemberg werde bevorzugtes Ziel der Spionage
sein und der Schaden werde hier besonders hoch sein.
Und da wollen Sie die Diskussion verweigern!
Rannacher sagte im
Radio über Echelon, das über Fernmeldesatelliten betrieben wird:
"Über dieses
System werden Daten aus dem Wirtschaftsbereich abgegriffen. Eine direkte
Beweisführung ist uns nicht möglich, aber die Fülle der
Indizien schafft uns Gewissheit, und alle Wege führen nach Bad Aibling."
Auf unsere Anfrage
sagt der gleiche Herr Rannacher, er wisse von nichts.
Der Öffentlichkeit
sagt er es, im Radio erzählt er es, und im Parlament verweigert er
die Antwort.
(Zwischenruf des Abgeordneten Kluck, FDP/DVP)
Oh, Herr Kluck.
In der gleichen Radiosendung hat ein Herr
Werner Britsch, Sicherheitschef von Daimler-Chrysler, gesagt:
Die USA räumen der Sicherheit der
Wirtschaft einen extrem hohen Stellenwert ein. Dort gibt es den "Economic
Espionage Act" von 1996, ein Gesetz gegen Industriespionage.
In Deutschland gibt es nichts Vergleichbares.
Jetzt frage ich Sie: Warum eigentlich?
Vergleiche ich die Aussagen von Rannacher,
Mehrländer und Woll im Deutschlandfunk mit den Antworten der Landesregierung,
dann muß ich sagen:
Diese Herren – ich will das Wort "lügen" vermeiden – hintergehen dieses Parlament und lassen Abgeordnete ganz bewußt im Unklaren über das wahre Ausmaß der Schäden, die Industriespionage unserem Land zufügt.
Wir haben den Antrag gestellt, eine Bundesratsinitiative
zu ergreifen, um dem Bundesnachrichtendienst die Aufgabe zu übertragen,
Wirtschaftsspionage aktiv zu bekämpfen. Das ist erforderlich. Wir
bitten Sie, diesem Antrag zuzustimmen.
Wenn die Landesregierung
und die Verantwortlichen im Landesamt nicht bereit sind, sich in dieser
Richtung zu bewegen und für die Wirtschaft dieses Landes etwas zu
unternehmen, dann sollten diese Herren den Hut nehmen, denn sie sind dann
für eine verantwortliche Position nicht mehr tragbar.
Stellv. Präsident Weiser: Das Wort hat der Herr Innenminister.
Innenminister Dr. Schäuble:
Das Landesamt für Verfassungsschutz
hat über Wirtschaftsspionage in Baden-Württemberg keine eigenen
Erkenntnisse, aber
wir können Wirtschaftsspionage in Baden-Württemberg natürlich
auch nicht ausschließen. ....
....... Was das Thema
Wirtschaftsspionage angeht, tut das Landesamt für Verfassungsschutz
alles, was im Rahmen seiner Möglichkeiten liegt.
Ich bin dankbar
dafür, daß dies mit Ausnahme der Fraktion Republikaner im ganzen
Haus so gesehen wird.
Stellv. Präsident Weiser: Wir kommen zur geschäftsordnungsmäßigen Behandlung der Drucksache 12/4410. Abschnitt I Ziff. 1 bis 5 sind Berichtsanträge. Sie sind mit der heutigen Diskussion erledigt.
Ich rufe Abschnitt II auf - Antrag der
Fraktion Die Republikaner, Wer diesem Abschnitt zustimmen möchte,
den bitte ich um das Handzeichen.
– Wer dagegen stimmt, den bitte ich um
das Handzeichen. – Das Letztere war die Mehrheit.
Abschnitt II ist abgelehnt.
Ich rufe Abschnitt III auf. Wer diesem
Abschnitt zustimmen möchte, den bitte ich um das Handzeichen. –
Wer dagegen stimmt, den bitte ich um das
Handzeichen.
– Meine Damen und Herren, auch dieser
Antrag ist mehrheitlich abgelehnt.
Damit ist Punkt 8 erledigt.
Landtag von Baden-Württemberg
Drucksache 12 / 4410
12. Wahlperiode 27. 09. 99
Antwort ausgegeben: 19.10. 99
Antrag der Fraktion
Die Republikaner - Stellungnahme des Innenministeriums
Wirtschaftsspionage
und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft in Baden-Württemberg
Der Landtag wolle beschließen,
die Landesregierung zu ersuchen
I. zu berichten,
27. 09. 99 Dr. Schlierer, Krisch, Deuschle, Käs, König und Fraktion
Begründung
Da die Landesregierung die Große Anfrage der Fraktion Die Republikaner zum Thema "Wirtschaftsspionage und ihre Auswirkungen auf die badenwürttembergische Wirtschaft" (DS 12/4186) in weiten Teilen unzureichend beantwortet hat, sieht sich die Fraktion gezwungen, eine weitere parlamentarische Initiative zum Thema "Wirtschaftsspionage in Baden-Württemberg" einzubringen.
Die insgesamt 25 Fragen der Großen Anfrage wurden durchgängig pauschal und subsummarisch beantwortet.
Dieser lustlose und oberflächliche Umgang mit der Beantwortung einer Großen Anfrage und die offenkundig zur Schau gestellte Geringschätzung des verfassungsmäßig garantierten Rechts der parlamentarischen Kontrolle durch die Opposition sind ein nicht akzeptabler Vorgang.
Im Interesse der durch Wirtschaftsspionage in immer größerem Maße bedrohten Industrie und Wirtschaft im Lande erwartet die Fraktion Die Republikaner eine gründliche, sachgemäße und termingerechte Beantwortung.
Stellungnahme
Mit Schreiben vom 19. Oktober 1999 Nr. 5–1084/51 nimmt das Innenministerium im Einvernehmen mit dem Wirtschaftsministerium zu dem Antrag Stellung:
Zu I. 1.:
Die Landesregierung verfügt
nicht über Erkenntnisse, die über die in der Drucksache 12/4186
unter Nr. 1 genannten hinausgehen.
Zu I. 2.:
Die Sicherheit der Datengrundlage
der Studie "Interception Capabilities" kann von der Landesregierung nicht
beurteilt werden.
Zu I. 3.:
Der Studie sind keine konkreten
Anhaltspunkte zu entnehmen, daß baden-württembergische Unternehmen
der Wirtschaftsspionage durch befreundete westliche Bündnispartner
unterliegen. Dem Landesamt für Verfassungsschutz liegen hierzu
derzeit auch keine eigenen Erkenntnisse vor. Sollte
es hierüber gesicherte Erkenntnisse erlangen, wird der Ständige
Ausschuss darüber unterrichtet werden.
Zu I. 4. und I. 5.:
Es wird auf die Antworten zu der Großen
Anfrage Drs. 12/4186 zu Ziff. 2–4,
6, 10–12 und 13–16 verwiesen.
Zu II.:
Aufgabe des Bundesnachrichtendienstes
ist die Beschaffung von Informationen im Ausland. Soweit dort anfallende
Erkennt-nisse die Wirtschaftsspionage durch fremde Nachrichtendienste betreffen,
gibt der BND diese an die im Inland zuständigen Behörden weiter.
Dies sind das Bundesamt für Verfassungsschutz und die Verfassungsschutzbehörden
der Länder. Eine Bundesratsinitiative ist daher nicht erforderlich.
Zu III.:
Das Innenministerium Baden-Württemberg
gibt jährlich einen Verfassungsschutzbericht heraus. Der Teil Spionageabwehr
dieses Berichts enthält u.a. ausführliche Darstellungen zur (Wirtschafts-)Spionage
durch fremde Nachrichtendienste. Bedarf für einen weiteren jährlichen
Bericht wird derzeit nicht gesehen.
Dr. Schäuble
Innenminister