Atomausstiegspolitik
der Bundesregierung -
und
die Sicherheit der Kernkraftwerke in Baden-Württemberg
Redebeitrag des Abgeordneten
Wolf Krisch Republikaner
74. Sitzung des 12. Landtags
Präsident Straub:
Aktuelle Debatte – Auswirkungen der
Atomausstiegspolitik der Bundesregierung auf die Sicherheit der Kernkraftwerke
in Baden-Württemberg –
beantragt von der Fraktion der CDU
Das Wort erteile ich Herrn Abg. Scheuermann.
Abg.
Scheuermann CDU:
.... Atomtransporte werden verzögert
.... ganz einfach deshalb, weil man den Atomkraftwerken Prügel zwischen
die Beine werfen möchte. .....
.... Wollen Sie denn im Ernst einen Zustand,
daß wir aus der Kernenergie aus-steigen, und infolge der Liberalisierung
des Strommarkts dann Atomstrom aus viel schlechteren Atomkraftwerken nach
Deutschland einführen? ......
... Sie und ich wissen, daß unsere
beiden Blöcke in Philipps-burg – rechtsrheinisch –, was die Sicherheitstechnologie
anbetrifft, ein viel höheres Niveau haben als das 50 km weiter südlich
linksrheinisch gelegene französische Atom-kraftwerk Fessenheim.
Präsident Straub: Das Wort erteile ich Herrn Abg. Brinkmann.
Abg. Brinkmann
SPD:
.... Ich (zitiere) .... den heutigen Ministerpräsidenten
– 1986 Fraktionsvorsitzender der CDU –, der unter dem Eindruck der Katastrophe
von Tschernobyl damals gesagt hat:
Die Zukunft gehört nicht der Kernkraft.
..... bejammern Sie, daß das französische
Atomkraftwerk Fessenheim .... schlechter sei, und sagen, deswegen müssten
wir unsere Atomkraftwerke behalten ....
.... Die Unterbrechung der Atomtransporte
.... geht auf die Versäumnisse der Atomkraftwerksbetreiber zurück.
.... ..... die Betreiber, hatten den zuständigen Behörden jahrelang
verschwiegen, daß es bei den Transporten zu gravierenden Überschreitungen
der Strahlengrenzwerte gekommen war. ....
Präsident Straub: Das Wort erteile ich Herrn Abg. Dr. Witzel.
Abg.
Dr. Witzel Bündnis 90/Die Grünen:
..... auch sehen, daß in der
Zwischenzeit neue technische Probleme aufgetreten sind. Ich nenne zum Beispiel
das Stichwort Restfeuchte im Innenraum und in den Metalldichtungen. .....
.... Man hat festgestellt, daß in
den Castorbehältern Feuchtigkeit ist. Wenn diese Behälter wirklich
40 Jahre lang absolut dicht sein sollen, weil es immerhin um Atommüll
in einem Zwischenlager geht, muß man höchste Qualitätsstandards
anlegen. .....
Stellv. Präsident Birzele: Das Wort erhält Herr Abg. Krisch.
Abg.
Krisch REP:
Ich möchte zunächst ganz kurz
auf den Kollegen Witzel und auf den Kollegen Brinkmann eingehen.
Kollege Witzel, Sie haben erzählt,
daß Castortransporte gestoppt werden mußten wegen der ganz
gefährlichen Kontaminierung der Castortransporte.
Es gab eine Kontaminierung.
Wir müssen uns aber einmal über
das Gefahrenpotential klar werden.
Stellen Sie sich vor, Sie kommen morgens
mit Ihrem Auto, stellen das Auto vor dem Landtag ab, lassen den Motor laufen,
krabbeln unter das Auto und versuchen, mit dem Finger in den Keilriemen
der Lichtmaschine hineinzufassen. Bei laufendem Motor reißt es Ihnen
den Finger ab.
Nach dieser Argumentation Ihr Auto ein
gefährliches Fahrzeug.
In der gleichen Gefahrenklasse liegt
die Kontamination der Castorenbehälter.
Diese Kontamination kann nur für
Menschen gefährlich werden, wenn jemand sich Mühe macht in unzugängliche
Teile des Castors zu kommen - wie in den Keilriemen der Lichtmaschine am
Auto.
Und wer hat das schon je gemacht?
Hätten Sie sich die Mühe gemacht, gestern nach Neckarwestheim zu GKN zu gehen und an der Diskussion im KKW teilzunehmen, hätten Sie auch das gewußt.
Sie sprechen über die Gefährdung
der Castoren durch Wasser im Castor.
Sie wissen offensichtlich, daß es
in der Vergangenheit - vor einigen Jahren - Fälle gab, wo Wasser-Tropfen
im Castor verblieben.
Der Castor hat 2,5 m Durchmesser, ist
6 m hoch, die Dichtungen sind Metalldichtungen, und 10 bis 100 Tropfen
Wasser können im Zeitraum von 40 Jahren durchaus begrenzte Korrosion
ergeben.
Sagen Sie doch mal laut - Sie haben das
Wissen - welche Auswirkung eine Korrosion durch diese Wassertropfen in
diesem Behälter haben kann.
Das kann sich jedermann und jedefrau übrigens
selber vorstellen - so viel technisches Verständnis hat jeder.
Rostet Ihr Auto durch, wenn Sie eine Tasse
Wasser drüber schütten?
Ihr Auto hat unter dem Lack nur 1-2 mm
dickes Blech - der Castor wiegt über 100 Tonnen.
Und heute ist eine derartige Wasserrestverbleibung im Castor aus verfahrenstechnischen Gründen nicht mehr möglich - das Füllverfahren wurde geändert.
Hätten Sie sich die Mühe gemacht, sich für heute vorzubereiten, wüßten Sie das und würden nicht hier Polemik machen und Angst verbreiten.
Das Gleiche gilt für den Kollegen
Brinkmann.
Der hat vorhin so aufregend über
Tschernobyl gesprochen.
Dem Kollegen Brinkmann ist anscheinend
immer noch nicht klar, daß wir bei Tschernobyl von Reaktoren sprechen,
die in Deutschland nie gebaut werden dürften.
Das sind graphitmoderierte Reaktoren,
die in Sonderfällen zu einem GAU führen können, und solche
Dinger gibt es bei uns nicht.
Aber, Herr Brinkmann,
Ihre grün-rote Regierung in Berlin finanziert in der Ukraine den Bau
genau solcher neuen Atombombenreaktoren.
Das Gefahrenpotential
ist dort durch die 30 Jahre alte Konstruktion vorgegeben - daran ändern
auch die teuren Nachrüstungen von Siemens nichts. Und dafür sind
Sie verantwortlich.
Und wie stellen sich hier hin und argumentieren? Ich schäme mich für Ihre Aussagen.
Jetzt, Herr Kollege Scheuermann, muß ich mal Sie an den Kanthaken nehmen.
Herr Kollege Scheuermann, der Schlußsatz
des Ministerpräsidenten im ersten Teil seiner Rede heute vormittag
war doch ein Zitat des Artikels 56 Grundgesetz:
Die
Pflicht des Parlaments ist es, Schaden vom deutschen Volk zu wenden und
seinen Nutzen zu mehren - sagte der Ministerpräsident.
Herr Kollege
Scheuermann, warum tut die CDU das nicht?
Sie hätten doch jahrelang Zeit gehabt.
Jetzt gehen wir hier mal direkt zu dem
Vorgang GKN und Obrigheim.
Beide waren GmbHs mit technischen Geschäftsführern.
Dann wurden ohne viel Aufhebens diese
beiden GmbHs an die EnBW verkauft,
und plötzlich sind dort kaufmännische
Entscheider am Ruder.
Herr Scheuermann, ein Techniker hat
als oberste Priorität immer Technik und Sicherheit.
(Abg. Scheuermann
CDU: Das stimmt gar nicht!)
Der Herr Goll als Nichttechniker hat
als oberste Priorität Gewinnmaximierung.
(Abg. Dr. Birk CDU:
Absurd!)
Es besteht für mich der dringende
Verdacht, daß hier eine Salamitaktik betrieben wurde:
Erst werden die GmbHs an die EnBW verkauft,
dann werden die EnBW-Aktien an die EdF
verkauft, und
wenn die NWS auch noch an die EdF verkauft
wird,
dann
hat ein französischer Staatskonzern Einfluß auf unsere Energiepolitik.
(Abg. Dr. Caroli
SPD: Das sind ja Ausländer!)
„Schaden vom deutschen Volk zu wenden“
hat der Ministerpräsident gesagt.
Hierzu gehört auch
eine langfristige, zukunftsorientierte Energiepolitik.
Eine
Regierung, die Einfluß auf die eigene Energiepolitik an einen ausländischen
Staatskonzern weitergibt, Herr Scheuermann, handelt demnach verfassungswidrig.
Jetzt kommt das Zweite; das gehört
mit zu diesem Thema.
Was passiert denn, wenn dieser französische
Staatskonzern einmal auch zerbröselt wird, wie es nach EU-Regeln stattfinden
muß?
Meine Vermutung ist, daß die
Hintermänner, denen in Zukunft irgendwann einmal der EdF-Konzern gehören
wird, das Ganze jetzt schon einfädeln.
Weiter: Es gibt gesetzliche Rücklagen.
Obrigheim und GKN zusammen haben in
diesen Fonds etwa 5 Milliarden DM.
Diese Fonds sind gesetzlich geschützt.
Wer aber sagt
uns denn – Grün-Rot will jetzt schon die Steuergesetzgebung
ändern –,
daß nicht
in fünf oder zehn Jahren EU-Richtlinien entstehen, die diese gesetzlichen
Rücklagen verbieten?
Wer
sagt denn, daß dann der zukünftige Inhaber dieser Kraftwerke
dieses Geld nicht herauszieht und der Steuerzahler hinterher für die
Entsorgung zuständig sein wird?
Herr Scheuermann, all diese Dinge müssen
jetzt vorgedacht werden.
Sonst passiert es wie bei Holzmann, daß
Banken und Aktionäre Gewinne ziehen, eine große Firma Konkurs
geht und Steuerzahler und Arbeitgeber die Notleidenden sind.
Ähnliches könnte hier passieren.
(– Abg. Drexler
SPD: Was, die Arbeitgeber? Arbeitnehmer!)
– Arbeitnehmer. Das war ein Versprecher.
Danke, Herr Drexler.
Stellv. Präsident Birzele: Das Wort hat der Herr Abg. Dr. Witzel
Abg.
Dr. Witzel Bündnis 90/Die Grünen:
.... Für die Energiewende ist das
Stromeinspeisungsgesetz von entscheidender Bedeutung.
Ein 5-%-Deckel darf dabei weder auf deutscher
noch auf EU-Ebene eingeführt werden. Die Bundesregierung in Berlin
novelliert dieses Gesetz.
Ich habe gehört, daß der 5-%-Deckel
dabei fallen soll. .....
.... Über Brüssel können
wir im Wirtschaftsausschuß gern reden. Dort können wir überlegen,
wie wir das gemeinsam auf den Weg bringen. ....
Ich darf zum Schluß noch auf den
Vorwurf des Kollegen Krisch eingehen.
Er sagte sinngemäß:
Die Castorbehälter hatten eine Strahlenkontamination.
Aber Herr Krisch meinte so ungefähr:
Das ist nicht gefährlich. Er vergleicht das mit dem Treibriemen in
einem Auto.
Ich habe hier einfach gefragt:
Ist diese Oberflächenkontamination,
die bei den Castoren festgestellt wurde, nach Atomrecht zulässig?
Hier wurden die Grenzwerte, die nach Atomgesetz
gültig sind, überschritten, und zwar nicht nur um das Doppelte
oder Dreifache, sondern um das Tausendfache und mehr.
So etwas ist ein Skandal.
Wenn die Betreiber so etwas jahrelang
zulassen, ohne eine Meldung zu machen und ohne das abzustellen, dann ist
dies wirklich eine schwere Sache, die die Zuverlässigkeit der Atomkraftbetreiber
in Frage stellt.
Ein Betreiber eines Atomkraftwerkes muß
zuverlässig sein.
Wenn die Zuverlässigkeit nicht gegeben
ist kann man ihm nach Atomgesetz diese Erlaubnis zum Betrieb eines Atomkraftwerkes
aberkennen.
(Bemerkung: Tatsachen so lange zu verdrehen, Fakten so lange zerreden,
bis alles ins ideologische Konzept, paßt ist eine erprobte Grüne
Taktik, die von den Medien häufig aufgegriffen wird. Dem steht der
sachlich argumentierende Techniker oft staunend und ungläubig gegenüber)
Hier wurde gegen Vorschriften des Atomgesetzes
verstoßen.
Das können wir nicht zulassen.
Der Bundesminister handelt nach Recht
und Gesetz.
Er wird auch keine Transporte genehmigen,
wenn nicht alle Voraussetzungen vorliegen. ......
Präsident Straub: Das Wort erhält Herr Abg. Brinkmann.
Abg. Brinkmann
SPD:
...... Die Stillegung von Atomkraftwerken
in den nächsten Jahren ist nicht nur ein ökologisches Gebot,
sondern es ist auch ein ökonomisches Gebot.
Die Dinge werden in der Tat auch zu teuer.
Wir sagen.... – und das konkret zu Neckarwestheim
–: Wir müssen bei der Planung solcher Zwischenlager Rücksicht
auf örtliche Gegebenheiten nehmen, zum Beispiel auf tektonische Besonderheiten,
damit wir dort auf der sicheren Seite sind. ....
Stellv. Präsident Birzele: Das Wort erhält Herr Abg. Krisch.
Abg.
Krisch REP:
(der Abgeordnete Brinkmann verläßt
seinen Platz bei Redebeginn des Abg. Krisch)
Bevor er den Raum verläßt,
möchte ich kurz noch einmal zu Herrn Brinkmann sprechen.
Er sagte, wenn man in Neckarwestheim ein
Zwischenlager errichten wolle, müsse man dort auf die tektonischen
Besonderheiten achten.
Hätte Herr Brinkmann sich etwas um
die Materie bemüht, dann würde er wissen, daß in Neckarwestheim
eine sorgfältige Vorplanung für dieses erzwungene Zwischenlager
gemacht wird.
Es sind Probebohrungen bis auf 90 Meter
Tiefe gemacht worden, bis tief in den Muschelkalk hinein.
Es gab Vollkernbohrungen bis 20 Meter
unter die Oberfläche des Felsens.
Zehn Meter tief in den Felsen werden Tunnel
eingebracht, um die Castoren dort unterzubringen.
Was Herr Brinkmann
hier macht, ist bewußte, gezielte Angstmache – und das ist nicht
akzeptabel.
Herr Kollege Witzel, ich darf Sie wörtlich
zitieren.
Sie sagten: Kernenergie hat in einem liberalisierten
Markt keine Chance.
Das waren vor einigen Minuten Ihre Worte.
Es hat dazu vor einer Woche ein Gespräch
des Umweltausschusses bei der LfU (Landesamt für Umweltschuzt) in
Karlsruhe gegeben.
Und wir hörten deren Meinung:
In dem liberalisierten Strommarkt wird die ökologisch günstige Kraft-Wärme-Kopplung kaputtgehen, weil importierter Atomstrom konkurrenzlos billig ist.
In diesem liberalisierten Strommarkt wird die Windenergie kaputtgehen, weil es nicht mehr möglich sein wird, die Windenergie über eine Rückkopplung in das Netz zu finanzieren, denn der billige importierte Atomstrom wird eine Gesetzesänderung erforderlich machen.
Herr Witzel, Sie sind ein intelligenter
Mensch.
Ich glaube deshalb nicht, daß das
bei Ihnen ein Versprecher ist.
Ich bin fest überzeugt, all das ist
ideologische Polemisierung, und auch das kann ich nicht akzeptieren.
Ich muß jetzt einmal auf das Thema grün-rote Bundespolitik kommen.
Herr Scheuermann,
das Ergebnis der grün-roten Politik in Baden-Württemberg ist
zur Zeit weniger sicherheitsrelevant, sondern betriebswirtschaftlich
und kostenrelevant.
Sicherheitsrelevant war das Verhalten
der hessischen grünroten Regierung seit 1991, und es ist zu erwarten,
daß sich in Zukunft die Bundesregierung ähnlich verhalten wird.
Damit wir wissen, wovon wir reden, noch
einmal ein kleines Beispiel:
Mercedes hat die A-Klasse gebaut, und
dort gab es einen Elchtest, eine Situation, die ein normaler Kraftfahrer
nie erleben wird.
Dieser Elchtest ergab:
Das Auto kann in Grenzsituationen gefährlich
werden.
Also hat Mercedes eine technische Verbesserung
vorgenommen, und diese A-Klasse ist inzwischen technische Weltspitze.
Jeder Ingenieur wird stets bestrebt sein, ein technisches System zu verbessern.
Und was machte die grün-rote Regierung in Hessen, und was wird wahrscheinlich die grün-rote Bundesregierung in Bonn in Zukunft machen?
Grün-Rot hat schon und wird wieder versuchen, mit bürokratischen Hemmnissen technische Verbesserungen zu verhindern.
Meine Damen und Herren, wer technische Verbesserungen verhindert, handelt – ich sage das jetzt ganz bewußt – in der Kerntechnik schon kriminell.
Er handelt verantwortungslos, und er dürfte eigentlich nicht in der Regierungserantwortung stehen.
Beispiel:
Zwischen 1993 und 1997 hat das Kraftwerk
Biblis für den Block A 50 Genehmigungsanträge für
technische Verbesserungen beantragt, für Verbesserungen, die eben
dem jeweils gültigen Stand der Technik entsprechen.
Sieben dieser Anträge wurden genehmigt
und
sind nutzbar gemacht worden, und der Rest wird blockiert.
Bewußt und gezielt blockiert!
Das macht man, indem man Änderungsverfahren
umstuft von "aufsichtlich" in Verfahren gemäß § 7 des Atomgesetzes.
Das bedeutet, andere Behörden sind
dann zuständig, und das bedeutet, daß andere Gutachten erstellt
werden müssen.
Das führt zu Verzögerungen von
zwei, drei, vier Jahren.
Die Gesamtkosten nur für Biblis
A für Genehmigungsverfahren, für Ingenieurleistungen im
Gutachterwesen – also zur Papierproduktion - belaufen sich inzwischen auf
knapp
350 Millionen DM, Herr Witzel.
Dagegen sind die 2 Millionen DM, die dieser
Landtag für den von Ihnen beantragten Untersuchungsausschuß
Obrigheim aufwenden mußte, eigentlich ein Pappenstiel.
Berücksichtigt man noch die Auswirkungen
der ökologischen Steuerreform auf die Entsorgung radioaktiver Abfälle
oder berücksichtigt man die von grün-rot beantragten Änderungen
in Bezug auf die Rückstellungen der Energiewirtschaft, dann kommt
kurzfristig ein Betrag von 20 Milliarden DM hinzu.
Doch die Energiewirtschaft ist die langfristigst
zu planende Wirtschaft überhaupt und kann sich auf derartige politische
Bocksprünge nicht einrichten.
Der
Effekt des liberalisierten Strommarkts – noch einmal widerspreche ich Ihnen
– hat zur Folge, daß Atomstrom importiert wird, und zwar auch aus
Tschernobyl.
Ich sagte es vorhin.
Die Kraft-Wärme-Kopplung wird
trotz Befreiung von der Mineralölsteuer aufgrund dieses liberalisierten
Strommarkts kaputtgehen,
die Gas-Kondensationskraftwerke werden
nicht mehr wettbewerbsfähig sein,
genausowenig deutsche Steinkohle und
deutsche Braunkohle.
Ihre Politik zerstört die Innovationsfähigkeit Deutschlands und zerstört unseren Wirtschaftsstandort.
Jetzt können Sie Ihre Frage stellen,
wenn es der Herr Präsident noch erlaubt.
Stellv. Präsident Birzele: Ihre Redezeit
ist abgelaufen.
Abg. Krisch REP: Gut.
(Der Redner begibt sich auf seinen Platz.)
Stellv. Präsident Birzele: Bitte
schön. – Kommen Sie bitte noch einmal.
Abg. Dr. Witzel Bündnis 90/Die Grünen:
Herr Krisch ich habe zu Ihren Ausführungen
noch zwei Fragen.
Zum Ersten sprachen Sie beim liberalisierten
Strommarkt an, daß die Kraft-Wärme-Kopplung und erneuerbaren
Energien möglicherweise gefährdet sind.
Insofern gebe ich Ihnen Recht.
Aber ich möchte Sie fragen:
Teilen Sie meine Meinung, daß das
EU-Recht durchaus Möglichkeiten sieht, für diesen liberalisierten
Markt ökologische Leitplanken einzuziehen, sodaß Vorrangregelungen
geschaffen werden können zum einen für erneuerbare Energien und
zum anderen für Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung?
Zweite Frage –
Sie sprachen die Rückstellungen der
Atomkraftbetreiber für die Entsorgung der Atomkraftwerke und des Atommülls
an –:
Ist Ihnen bekannt, daß die steuerfreien
Rückstellungen in Höhe von über 50 Milliarden DM Kundengelder
sind, die die großen Konzerne einset-zen, um in anderen Geschäftsbereichen
mittelständische Industrie kaputtzumachen und aufzukaufen, und halten
Sie das für gerechtfertigt, oder wollen Sie daran etwas ändern?
Abg. Krisch REP:
Zur Frage 1 – Wird EU-Recht ökologisch
sinnvolle Auswirkungen haben können?
So möchte ich es einmal zu-sammenfassen.
Ich kann diese Frage nicht beantworten.
Ich bin Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg,
und ich kann keine Aussagen machen, was die EU machen wird, Herr Kollege
Witzel. Das wäre Unsinn.
Zu den Rückstellungen:
Jedes Kraftwerk muß irgendwann abgebrochen
werden.
Das erfordert gewaltige Geldsummen.
Der Gedanke dieser Rücklagen ist,
sicherzustellen, daß am Ende der Lebensdauer des Kraftwerks Geld
für diesen Abbruch zur Verfügung steht.
Wie das steuerrechtlich ist, ist jetzt
nicht Gegenstand der Diskussion.
Aber die Kraftwerksbetreiber müssen
aus dem Ertrag, den sie verdienen, Geld zurücklegen.
Wenn in Zukunft zum Beispiel durch Änderungen
der EU-Gesetzgebung diese Gelder dann den GmbHs oder den AGs direkt zur
Verfügung stehen und sie theoretisch in der Lage sind, diese Gelder
abzuziehen und anderweitig zu verwenden, und wenn dann die Situation kommt,
daß der Steuerzahler für den Abbruch der Kernkraftwerke ist,
dann wäre das eine Katastrophe.
Das wäre abzulehnen.
Ich bitte Sie, dafür zu sorgen, daß
das nicht passieren kann.
Weitere
Unterlagen und
Informationen
erhalten
Sie
von der Fraktion
Die
Republikaner
Haus
der Abgeordneten
70173
Stuttgart
Tel
0711 / 2063922 - Tel 0711 / 2063924
Fax.
0711 - 2063935 - www.rep-landtagbw.de